Essen. Alle am Karnaper Müllheizkraftwerk beteiligten Kommunen kehren dem Werk den Rücken. Darum sieht auch die Emschergenossenschaft keinen Grund, an den gemeinsamen Kraftwerks-Plänen mit RWE festzuhalten. Dafür soll das Zentralklärwerk in Welheim mit einer zweistelligen Millionen-Investition modernisiert werden.
Nein, eine Beteiligung am Karnaper Müllheizkraftwerk hatten sie bereits im Sommer in einem Schreiben an Oberbürgermeister Reinhard Paß und dessen Amtskollegen in Bottrop und Gelsenkirchen definitiv ausgeschlossen. Doch nun beendet die Emschergenossenschaft auch alle Hoffnungen bei Kraftwerksbetreiber RWE, mit der Verbrennung von jährlich rund 190.000 Tonnen Klärschlamm aus dem benachbarten Zentralklärwerk Bottrop-Welheim wenigstens einen Teil der freiwerdenden Kapazitäten in den vier Verbrennungsöfen abzudecken.
Nachdem mit dem Ausstiegsbeschluss im Gelsenkirchener Stadtrat in der vergangenen Woche nun sämtliche Karnap-Städte dem Kraftwerk den Rücken kehren wollen, sieht auch der Vorstandsvorsitzende der Emschergenossenschaft, Jochen Stemplewski, keinen Grund, an den gemeinsamen Kraftwerks-Plänen mit RWE festzuhalten. „Das ist definitiv vom Tisch, wir verfolgen unsere eigenen Ziele“, erklärte Stemplewski gegenüber der Redaktion.
So hat sich die Emschergenossenschaft entschieden, das eigene Zentralklärwerk in Welheim an der B 224 mit einer zweistelligen Millionen-Investition umfangreich zu modernisieren. Dazu will die Emschergenossenschaft die eigenen beiden Wirbelschichtöfen, mit 30 Jahren Laufzeit die ältesten Komponenten der Anlage, durch ein Hybrid-Kraftwerk ersetzen.
Das aus dem Klärschlamm in den vier Faultürmen gewonnene Erdgas soll gemeinsam mit dem Wasserstoff ausreichen, die Welheimer Anlage komplett autark zu fahren – als erstes Klärwerk in Deutschland. Es dürfte sogar so viel Gas anfallen, dass die Emschergenossenschaft den Bau eines größeren Speichers vorbereitet, dazu die weitere Versorgung des Schulzentrums in Welheim garantiert und noch genug Methan für die eigene Erdgas-Autoflotte bereitstellen will.
Windräder sollen Energieversorgung stützen
Helfen sollen bei der Energieversorgung auch zwei große Windräder, die auf dem Firmengelände des Tochterunternehmens Betrem zwischen der Emscher und dem Sturmshof, knapp hinter der Essener Stadtgrenze, entstehen sollen – keine zwei Kilometer Luftlinie entfernt von dem Windrad, das der Entsorger Harmuth am Stadthafen plant. In den kommenden fünf Jahren will die Emschergenossenschaft das Gesamtprojekt realisieren.
Keine Rollen sollen die technischen Fragen bei der Entscheidung gegen das RWE-Kraftwerk gespielt haben: Die Emschergenossenschaft hätte über eine Leitung den Klärschlamm aus Bottrop, Duisburg und Dinslaken nach Karnap angeliefert und umgekehrt Wärme und Strom erhalten. Bei einem dreimonatigen Probelauf vor vier Jahren mit einem Klärschlamm-Anteil von 25 Prozent in den vier RWE-Öfen gab es keinerlei Verbrennungs-Probleme. Der Ausstieg der Karnap-Städte war neben dem Vorzeige-Charakter der eigenen Projektpläne für die Emschergenossenschaft entscheidend.