Essen. . Der Plan des Essener Kulturdezernent Andreas Bomheuer: Durch Umwandlung in eine GmbH können die Meisterwerke im Museum Folkwang die Eigenkapitaldecke der Stadt anheben. Die Essener Grünen wollen nun die Gründung einer Task Force mit Experten aus allen Fachbereichen, um den Prozess zu beschleunigen.

Es kommt nicht oft vor, dass die Kultur zur Rettung der städtischen Vermögensbilanz herangezogen wird. Doch während die RWE-Aktien zuletzt auf Talfahrt gingen und den städtischen Jahresabschluss verhageln, könnte ein buchhalterischer Coup der Kulturverwaltung die Bilanz aufhübschen: Der Plan, den Dezernent Andreas Bomheuer dem Ausschuss am Mittwoch zur Beratung vorlegen wollte, verbunden mit einem Prüfauftrag an die Verwaltung, sieht die Ausgründung des Museum Folkwang in eine neue Rechtsträgerschaft vor. Denn nur durch Umwandlung wie in eine GmbH können Folkwangs Meisterwerke von van Gogh bis Gauguin neu bewertet werden. Schlagartig wären damit stille Reserven in dreistelliger Millionenhöhe gehoben – Polster für die dünne Eigenkapitaldecke der Stadt.

Doch die juristische und steuerrechtliche Beurteilung scheint so komplex, dass das Thema am Mittwoch erst einmal wieder von der Tagesordnung verschwunden ist. „Eine verwaltungseinheitliche Meinung zu diesem Thema gibt es bisher noch nicht“, heißt es in einer Stellungnahme der Stadt. Zeit ist dabei Geld, und nicht nur Grünen-Ratsfrau Elisabeth Mews würde die Gründung einer „Task Force“ mit Experten aus allen Fachbereichen begrüßen, „um den Prozess zu beschleunigen“.

Kämmerer warnt vor Eindruck, „da habe man nun den Schatz im Silbersee gefunden“

„Für dieses Jahr kommt die Neubewertung auf keinen Fall mehr zum Tragen“, erklärt Kämmerer Lars-Martin Klieve, der vor dem Eindruck warnt, „da habe man nun den Schatz im Silbersee gefunden“. Der zuletzt mit knapp 246 Millionen Euro veranschlagte Wert der Sammlung könne schließlich nicht beliebig erhöht werden. Für Klieve gelten als Richtschnur die Versicherungswerte der von Karl Ernst Osthaus gesammelten Meisterwerke, die vor fast 100 Jahren dank Bürger-Spenden von Essen nach Hagen kamen.

Am Museumsverein geht deshalb kein Weg vorbei. Der Vorsitzende Achim Middelschulte versichert zwar, man wolle der Stadt keine Steine in den Weg legen. Eines sei aber unumstößlich: „Der Vertrag von 1922 darf nicht angetastet werden.“ Jener Vertrag regelt Rechte und Pflichten zwischen Stadt und Museumsverein, beiden gehört die Sammlung zur Hälfte. Der Verein hat dafür die Kunst eingebracht, die Stadt sorgt für Gebäude, Personal, Unterhalt. In welcher Form der buchhalterische Deal auch dem finanziell nicht eben auf Rosen gebetteten Museum am Ende zugute kommt, bleibt dabei abzuwarten. „Noch sehe ich kein Modell, das mittelfristig Sinn macht“, sagt SPD-Ratsherr Hanns-Jürgen Spieß.

Und letztlich bleiben die vielen Folkwang-Millionen eben ein Buchungs-Wert. „Niemand will ja ein Bild verkaufen“, betont CDU-Ratsfrau Susanne Asche. Das weiß schon der Folkwang-Vertrag zu verhindern. Und der hat in über 90 Jahren manche Etatnot überstanden.