Essen. Obwohl die Essener Polizei die Ermittlungskommission im Fall Pierre Pahlke aufgelöst, geht die Suche nach dem vermissten 21-Jährigen weiter. Im Frühsommer will das ZDF in der Reihe „Aktenzeichen XY“ einen Beitrag über Pierre ausstrahlen.

„Die Ermittlungskommission hat sich aufgelöst, aber die Suche nach Pierre Pahlke geht weiter“. Polizeisprecher Peter Elke legt die Betonung auf die zweite Satzhälfte und begründet die Auflösung (WAZ berichtete) so: „Wir haben alle Ermittlungsansätze abgearbeitet, der gering gewordene Arbeitsaufwand rechtfertigt eine Ermittlungskommission daher nicht mehr.“

Der Fall Pierre Pahlke - die verzweifelte Suche nach dem geistig behinderten jungen Mann zählt zu den erschütterndsten Kriminalfällen der letzten Jahre. Was mag dem lebenslustigen Jungen widerfahren sein? Elke Hinterberg, die zuständige Staatsanwältin, hat nur noch wenig Hoffnung. Sie sagt: „Ich gehe davon aus, dass Pierre Opfer eines Verbrechens geworden ist und wohl nicht mehr lebt.“

In den ersten Wochen nach seinem rätselhaften Verschwinden am 17. September haben in der Ermittlungskommission unter Leitung von Kriminalhauptkommissar Ralf Menkhorst zeitweilig bis zu 30 Polizisten fieberhaft an dem Fall gearbeitet: Kriminalbeamte und Kriminaltechniker, Wissenschaftler und IT-Spezialisten.

Die verzweifelte Suche nach Pierre Pahlke

Pierre Pahlke (21) hat aufgrund einer Behinderung den Entwicklungsstand eines vier bis sieben Jahre alten Jungen.

Bereut wurde er zuletzt in der Heimstatt Engelbert auf der Manderscheidtstraße. Zum letzten Mal wurde er gesehen am 17. September 2013 auf dem Netto-Parkplatz in der Hubertstraße.

Bei der Suche nach Pierre setzte die Polizei Hubschrauber mit Wärmebildkameras, Einsatzhundertschaften, Taucher und Personenspürhunde ein.

Die Anteilnahme der Bevölkerung am erschütternden Fall Pierre ist ungewöhnlich hoch.

Hoffnung keimte zweimal auf.: Zum ersten Mal, als Spürhunde die Fahnder zu einer Wohnung in der Hubertstraße führten und der Mieter vorübergehend festgenommen wurde. Dann durch die Amsterdam-Spur, die ins Rotlichtviertel führte. „Leider kamen aus Amsterdam nicht so viele Hinweise, wie wir erhofft hatten“, bedauert Peter Elke.

Das ständige Hoffen und Bangen, der qualvolle Zustand zwischen Verzweiflung und Zuversicht hat die in Gladbeck lebende Familie an den Rand des physischen Zusammenbruchs geführt. Doch als die Amsterdam-Spur Ende Januar öffentlich gemacht wurde, taten sie das, was sie schon in Essen getan hatten. Sie setzten sich ins Auto, fuhren nach Amsterdam und klebten wieder Suchplakate. Die Eltern und die Großmutter lobten sogar eine Belohnung von 10 000 Euro aus, Geld, das aus eigenen Ersparnissen kam. „Sie sprachen Menschen und Behörden an, ganz unabhängig von der Arbeit der Amsterdamer Polizei“, sagt der Polizeisprecher. „Sie haben alles getan, was in ihrer Macht steht.“

Staatsanwältin Elke Hinterberg betont, dass die Ermittlungen wieder aufgenommen würden, sobald es neue Ansätze gebe. Im Präsidium hoffen sie auf neue Hinweise, sobald das ZDF im Frühsommer in der Reihe „Aktenzeichen XY“ über den Fall Pierre berichtet hat. Ein TV-Format, das im deutschsprachigen Raum und auch in Holland hohe Einschaltquoten erzielt und selbst den hoffnungslosesten Kriminalfall aufzuklären vermag. „Ich wäre froh, wenn wir durch ‘Aktenzeichen’ reichlich neue Hinweise bekämen und diese abarbeiten könnten“, sagt Peter Elke.