Essen. . Weil der Ruhrverband eine Brücke zwischen Essen und Velbert nicht sanieren möchte, reagieren die SPD-Fraktionen in beiden Städten mit Bestürzung. Ein neuer Radweg ist in Gefahr. Er soll das Ruhrtal mit der Elfringhauser Schweiz verbinden.

Im Deilbachtal soll ein neuer Radweg zwischen Kupferdreh und Velbert-Nierenhof entstehen, der über eine kleine Brücke führen soll. Seit gut 20 Jahren ist der Weg, der eine Verbindung zwischen dem Ruhrtal und der Elfringhauser Schweiz ermöglicht, im Gespräch. Nun gibt es ausgerechnet auf der Zielgeraden Probleme.

„Leider hat sich der Ruhrverband als Eigentümer der Brücke vom Vorhaben verabschiedet, sie zu sanieren“, beklagen SPD-Ratsfrau Julia Kahle-Hausmann, ihr Velberter Kollege Reiner König sowie Rolf Reith­mayer, SPD-Fraktionschef in der BV III. In ei­nem offenen Brief an Harro Bode, Chef beim Ruhrverband, machen sie ihre „Bestürzung und Irritati­on“ deutlich. Der Radweg sei von „hoher Priorität“ und solle die Fahrt über die stark befahrene Landstraße 439 (Nierenhofer Straße / Kohlenstraße) auf Essener, Velberter und Hattinger Gebiet ersetzen, die ein hohes Gefährdungspotenzial biete.

500.000 Euro für die Sanierung veranschlagt

500.000 Euro habe der Ruhrverband nach SPD-Informati­onen für das Sanieren der Brücke angesetzt, „die ausschließlich die Stadt Essen schultern müsste“, heißt es im offenen Brief. Doch die Brücke, die auf einem Privatgelände liegt, werde in erster Linie von Fahrzeugen des Ruhrverbands genutzt, was Grundstückseigner Wulf Timpe ebenfalls bestätigt. Der Ruhrverband habe sie selbst errichten lassen und besitze ein Wegerecht. Die Brücke diente ursprünglich dazu, die dort befindliche Ziegelei an die Bahntrasse anzubinden. „Der Ruhrverband ist auch zur Unterhaltung der Brücke verpflichtet“, sagt Timpe.

Ruhrverband-Sprecher Markus Rüdel versteht die Irritation der Fraktionen nicht. Man verhandele derzeit auf der Fachebene – rechtliche wie technische Rahmenbedingungen seien noch nicht abschließend geklärt. Die Brücke müsse, wenn sie Teil eines Radwegs wird, eine öffentliche Widmung erfahren. „Dafür sind andere Prüfverfahren notwendig“, so Rüdel. Das koste. Ob der Verband sich als bislang einziger Nutzer der Brücke sträubt, sie zu sanieren? „Da will ich inhaltlich nicht viel zu sagen.“

Essen und Velbert seien – so der offene Brief – bereit, die Kosten für die Fahrbahndecke und die Sicherung des Areals von 50.000 Euro zu tragen. „500.000 Euro sind in keiner Weise zu stemmen. Dann müsste der gesamte Radweg an dieser Brücke scheitern“, so Kahle-Hausmann. Das wäre, sagt Jörg Brinkmann, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs Essen, „eine echte Katastrophe“. Ob es dazu kommt, entscheidet sich vielleicht in der kommenden Woche: Dann wollen Grün & Gruga und der Ruhrverband verhandeln.

Auszug aus dem offenen Brief an den Ruhrverbands-Chef 

Im offenen Brief heißt es unter anderem: „Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Bode, wie Ihnen bekannt ist, befinden sich unsere beiden Städte in der Haushaltskonsolidierung und unterliegen als Teilnehmer des Stärkungspaktes einer besonderen Haushaltsdisziplin. Gleichwohl betrachten wir es als unsere Aufgabe, für die Bevölkerung unserer Städte ein lebenswertes Umfeld zu schaffen und zu erhalten. Maßnahmen, die darüber hinaus eine regionale, städteübergreifende Bedeutung haben, verdienen nach unserer Auffassung eine vorrangige Beachtung!

Gerade vor diesem Hintergrund hat die Stadt Essen mit ihrem Programm „Wege zum Wasser“ in Zusammenarbeit mit der Emschergenossenschaft und den Akteuren im nördlichen Ruhrgebiet hervorragende Erfahrungen gemacht. Die Emschergenossenschaft war bis heute stets bereit, sich an den Maßnahmen der Stadt Essen finanziell zu beteiligen. Die Zusammenarbeit mit Herrn Stemplewski kann hier nur als vorbildlich bezeichnet werden, nützt ein gutes Wegenetz ja nicht nur der Essener Bevölkerung, sondern auch den Nachbarstädten und nicht zuletzt auch dem positiven Image der Genossenschaft als verantwortungsbewusstes und pragmatisch-visionär denkendes Unternehmen. Die bisherigen, städteübergreifenden Maßnahmen waren aber nur möglich, weil die beteiligten Akteure ein hohes Maß an Kooperationsbereitschaft zum Wohle der Bevölkerung unserer Region an den Tag gelegt haben.

Erwartung der Bevölkerung

Wir möchten Sie, sehr geehrter Herr Prof. Dr. Bode, daher eindringlich bitten, für die geplante Radwegeverbindung unserer Städte Ihren Einfluss geltend zu machen und die Bereitschaft zu entwickeln, mit uns gemeinsam neue Wege zu beschreiten. Die Erwartung unserer Bevölkerung an uns als kommunale Entscheidungsträger und an den Ruhrverband als unser öffentliches Wasserwirtschaftsunternehmen sind hoch. Bemühen wir uns gemeinsam, diesen Erwartungen gerecht zu werden! Kein Verständnis von unserer Bevölkerung dürfen wir aber erwarten, wenn Träger der öffentlichen Verwaltung sich nicht über die anteilige Finanzierung von öffentlichen Projekten einigen können, ungeachtet der Tatsache, dass wir diese gemeinsam über die Steuern und Gebühren unserer Bürger finanzieren.

Wir möchten Sie deshalb herzlich bitten, Ihren Teil zur Realisierung unseres gemeinsamen Radwegekonzeptes beizutragen.“