Essen. . Auf der 18. Essener Hochzeitmesse präsentierten sich am Wochenende rund 100 Aussteller. Das enorme Angebot an Brautkleidern, Ringen, Fotografen, Torten & Co. überfordert so manche Paare. Am Ende gehen die meisten Besucher aber mit vollen Einkaufstüten nach Hause. Ein Messerundgang.
Als Mann denkt man ja, dass Frauen genau wissen, wie der große Tag einmal auszusehen hat. Schon während der Schulzeit scheinen alle Mädchen ihre Hochzeit gedanklich bereits durchgeplant zu haben und das möglichst pompös: Wasserschloss, Kutsche, weißes Kleid mit ganz viel Glitzer, Tauben und 200 Gäste gewissermaßen als Basisausstattung.
Die Besucherinnen auf der Essener Hochzeitsmesse scheinen sich da nicht so sicher zu sein. Die unzähligen Brautkleider, Ringe und Schuhstände sorgen zwar einerseits für einen erhöhten Puls und leuchtende Augen, andererseits wirkt so manche angehende Ehefrau auch ein wenig überfordert. Mehr als 100 Aussteller haben sich in Halle 1 versammelt, alleine 13 Hotels und elf Fotostudios werben für ihre Angebote.
Brautkleider: Günstiger als im Geschäft
Judith Briel steht auf einem kleinen Hocker, umringt von drei Spiegeln und zupft sich ihr Dekolleté zurecht. Neben ihr warten Mutter Angelika und Freundin Gabriela Bajcic, die als Beraterinnen mitgekommen sind. Aktuell ist Kleid Nummer zwei an der Reihe. Der Preis: 850 Euro auf der Messe, circa 1000 Euro im Geschäft – ohne Krönchen.
„Ehrlich gesagt habe ich noch keine Ahnung, was für ein Kleid es werden soll. Unten sollte es aber schlicht sein“, sagt die 27-jährige Judith Briel. „Wenigstens habe ich schon einen Fotografen und die Torte macht eine Freundin.“ Wie die meisten Frauen auf der Messe ist auch Briel mit klarer Kaufabsicht nach Essen gekommen. Bis zu 12.000 Besucher erwarten die Veranstalter in diesem Jahr.
Der Antrag kam an Heiligabend
„Ich krieg’ keine Luft mehr,“ ruft Diana Schmietendorf, während sie aus der Umkleide in Richtung Spiegel schreitet. Die Verkäuferin erklärt, dass Spitze immer gern genommen werde. 1400 Euro soll das Kleid kosten – Schmietendorfs Limit liegt bei 1000 Euro – die Suche geht also weiter.
Ganz in Weiß
Auch die 36-Jährige weiß noch nicht so recht, wie ihre Hochzeit aussehen soll. „Der Antrag kam am Heiligen Abend, zwischen Tannenbaum und Krippe vor versammelter Mannschaft. Das ist eine ganz neue Situation für mich,“ erklärt sie. Ein paar Stände weiter kann man einen DJ mieten, auf der Treppe gibt eine Sängerin eine Kostprobe ihres Könnens und ein Barkeeper mixt zwei Besucherinnen jeweils einen kleinen Pina Colada.
Auf der Hochzeitsmesse ist für jeden Geschmack etwas dabei: Links steht ein alter Rolls-Royce, rechts eine schneeweiße Stretch-Limousine und wer will, kann sich dazu noch sein privates Feuerwerk bestellen. Billig ist eine Hochzeit nicht: 15.000 Euro sollte man schon einplanen, heißt es bei den Verkäufern. Nach oben sind kaum Grenzen gesetzt.
Ringe selbst herstellen
Johanna Brach ist bereits verheiratet. Die 26-jährige nimmt eine Säge, schneidet ein Stück Silber zurecht und klopft das Material dann mit einem Gummihammer in Form. Ihr Mann sitzt am Nachbartisch und berät Kunden. „Als Frau eines Goldschmieds muss man hier natürlich mit anpacken“, sagt sie.
Um ihren Tisch haben sich inzwischen einige Interessenten versammelt, die gespannt zusehen, wie Brach den langsam als Ring erkennbaren Gegenstand erhitzt und anschließend glatt schleift. „Bei uns können die Paare ihre eigenen Ringe herstellen. Ich hab für meinen einen ganzen Tag gebraucht,“ berichtet die Hobby-Goldschmiedin mit stolzer Stimme.
Erbauliche Hochzeitswünsche von der Kirche
Etwas ruhiger ist es am Stand der beiden christlichen Kirchen. Martin Hohendahl und Pfarrer Jens Kölsch-Ricken verteilen Segenskarten an die vorbeilaufenden Besucher. „Gott lasse eure Liebe wachsen – immer etwas schneller als eure Sorgen“, steht auf einem der Pappkärtchen.
„Viele Leute wollen von uns wissen, ob sie heiraten können, wenn der eine in der Kirche ist und der andere nicht“, berichtet Hohendahl, „andere fragen, ob sie auch in einer anderen Gemeinde heiraten können.“ Pfarrer Kölsch-Ricken sagt, die richtige Antwort laute in beiden Fällen „Ja“.