Essen. Eine „mindestens fünfköpfige, bewaffnete Ausländerbande“, so wetterte der Landesverband der NPD aufgeregt, sollte den Essener Ratsherrn der Partei „überfallen“ haben. Nun stellten sich die flüchtigen Verdächtigen: nur zwei an der Zahl, noch dazu Deutsche ohne Migrationshintergrund.

Der Essener Kreisverband und der Landesverband der NPD hatten nicht lange gezögert und den Vorfall wenig zimperlich für ihre fremdenfeindliche Hetze ausgenutzt: Der Essener Ratsherr Marcel Haliti war vorigen Sonntag wie berichtet bei einer Schlägerei vor der Kneipe „Wienforth“ schwer verletzt worden. Dass die flüchtigen Tatverdächtigen ganz sicher „Fremdländer“ waren, hatten die Rechtsextremen danach im Internet verbreitet. Mit der Wahrheit nahmen sie es dabei offenbar aber nicht so genau: Nach unserer Berichterstattung über den Schlagabtausch haben sich am Donnerstag die vermeintlichen Täter bei der Polizei gestellt...

Staatsschutz hat Ermittlungen aufgenommen

Bei dem „feigen Überfall“ in Borbeck, so hatte die NPD tatsächlich öffentlich gewettert, sei eine „mindestens fünfköpfige, bewaffnete Ausländerbande“ auf Haliti (30) und dessen Begleiter (28) losgegangen. Nun aber scheint sich zu bestätigen, was Zeugen bereits ausgesagt hatten: Mit Haliti und seinem „Kameraden“ waren lediglich zwei junge Männer aneinander geraten. Sie sagten am Donnerstag auf dem Präsidium aus. Einen Migrationshintergrund haben die beiden gebürtigen Essener übrigens nicht.

Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen – und wird auch die vermeintlichen Prügelopfer befragen. Sonntagnacht waren sie nach Polizeiangaben zu betrunken gewesen und hatten nicht verständlich aussagen können.