Essen. Schluss mit Ausbildung: Friseurmeisterin Elisabeth Mahler-Faehrmann aus Essen wird nach über 30 Jahren keine Lehrlinge mehr ausbilden: „Ich bin es leid, anderer Leute Kinder zu erziehen“, sagt sie. Und: Ausbildung sei ein teures Hobby für Unternehmer geworden.
Elisabeth Mahler-Faehrmann ist seit 31 Jahren Friseurmeisterin. Genauso lange bildet die Essenerin auch schon Lehrlinge aus. Rund 30 waren es. Doch nun ist Schluss. „Ich bin es leid, anderer Leute Kinder zu erziehen“, sagt die 55-Jährige, die in der Stadt drei Salons mit neun Mitarbeitern führt.
Die ersten Probleme traten vor etwa sechs Jahren auf. „Ich hatte zwei, drei Fälle, wo ich mich gefragt habe: Warum tust du dir das noch an“. Sie vergleicht es mit einer Waage, mit guten Erfahrungen auf der einen und schlechten auf der anderen Seite. Und irgendwann sei die Waage eben gekippt.
Thema Ausbildung ad acta legen
Elisabeth Mahler-Faehrmann ist ein Beispiel dafür, warum Handwerksbetriebe das Thema Ausbildung ad acta legen. Wenn man den Klagen der Interessenvertreter glauben darf, werden geeignete Bewerber rar und die Ausbildungszahlen gehen deshalb zurück. Dieses Jahr um sechs Prozent, wie die jüngste Bilanz der Kreishandwerkerschaft zeigte. Deren Geschäftsführer Ulrich Meier hatte deutlich gesagt: Lieber bleiben Lehrstellen unbesetzt, statt sie mit ungeeigneten Bewerbern zu besetzen. Oder aber Handwerksbetriebe steigen ganz aus der Ausbildung aus, so wie Elisabeth Mahler-Faehrmann.
Bei ihr waren es viele kleine Dinge, die sich zum großen Frust aufgestaut haben. „Es beginnt mit einfachen Dingen, wie Höflichkeitsformen gegenüber Kunden oder bei der Zuverlässigkeit“. Das müsse ja zu Hause schon so vorgelebt worden sein, sagt sie, die selbst Kinder groß gezogen hat. „Ich wäre besser Sozialarbeiterin geworden.“
Vor allem aber vermisste sie bei den jungen Leuten immer häufiger den Willen, etwas zu lernen. Ihr aber sei es wichtig, dass ihre Azubis praktische Erfahrungen sammeln und eben nicht nur putzen und am Modellkopf arbeiten. „Ich mache das gern, auch wenn es mich Zeit kostet. Doch ich hatte immer stärker das Gefühl, dass es nicht wertgeschätzt wird.“
Schulische Abschlüsse seien schlechter geworden
Auch die schulischen Abschlüsse der Mädchen, die sich bei ihr bewarben, seien schlechter geworden. Einige kamen aus Fördermaßnahmen, wurden in den Beruf gedrückt, vermutet sie. Andererseits seien die Anforderungen in der Berufsschule und der praktischen Ausbildung gestiegen. Für Handwerksbetriebe wie den von Elisabeth Mahler-Faehrmann bedeutet das noch mehr Arbeit, um die Azubis durch die Prüfung zu bringen. „Ausbildung ist wirklich ein teures Hobby geworden“.
Nur mit Frust wird die Friseurmeisterin das Kapitel Ausbildung aber nicht schließen. Ihre letzte Auszubildende wird im Januar fertig. Sie überzeugte mit viel Engagement und wird übernommen. „Es ist doch besser, mit einem positiven Beispiel aufzuhören“, meint Elisabeth Mahler-Faehrmann.