Essen. . Das Bildungszentrum in Frohnhausen hilft Hörgeschädigten beim Einstieg ins Arbeitsleben. Sie hoffen, mit dieser Unterstützung den Sprung ins Berufsleben zu schaffen. Erste Schritte sehen bereits richtig gut aus.

Betül Baklaci lief als Elfjährige vor ein Motorrad – weil sie die warnende Stimme ihrer Mutter nicht hörte. Betül hört nur 30 Prozent von dem, was Gesunde hören. Heute, mit 18, ist ihre Behinderung ein Stolperstein bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Die Aachenerin macht seit September ein Praktikum in einer Küche eines Seniorenheims.

Besorgt hat ihr diese Stelle das Essener Bildungszentrum für Hörgeschädigte in Frohnhausen. Hier nimmt Betül an einem Lehrgang zur beruflichen Integration junger Menschen mit einer Hörschädigung teil, den die Agentur für Arbeit fördert. Sie hofft, mit dieser Unterstützung den Sprung ins Berufsleben zu schaffen.

Berufliche Perspektive für Teilnehmer

Einmal Köchin zu sein, das kann Betül sich vorstellen. Auch wenn sie am liebsten Friseurin werden würde. „Aber da muss man sich viel mit Kunden unterhalten. Was schwierig ist, wenn man schlecht hört.“ Ihr Lehrgang dauert neun Monate und kann, so nötig, auf ein Jahr verlängert werden. „Wir wollen den Teilnehmern eine berufliche Perspektive eröffnen. Das Ziel ist immer, sie in ein Ausbildungs- oder, so dies nicht möglich ist, in ein Arbeits-Verhältnis zu vermitteln“, betont Klaus Hagedorn, Geschäftsführer des Berufszentrums. Was auch in 60 bis 80 Prozent der Fälle gelinge.

Das Bildungszentrum kümmert sich nicht nur um Praktikumsplätze, sondern ist auch Ansprechpartner für Praktikanten wie Arbeitgeber, wenn es Probleme gibt. Leicht, so betont Hagedorn, sei die Suche nach Betrieben, die sich bereit erklärten, Hörgeschädigte zu beschäftigen, nicht. „Man muss oft sehr, sehr viele Firmen anrufen. Aber es gibt auch immer wieder tolle Menschen, die sofort ja sagen.“

Förderunterricht bei Schwierigkeiten

Haben die Lehrgangs-Teilnehmer Schwierigkeiten, etwa mit Deutsch oder Mathe, bekommen sie Förderunterricht von der Lehrerin Nicole Dierks, die die Gebärdensprache beherrscht. „Im Betrieb trauen sich viele oft nicht nachzufragen, wenn sie etwas nicht verstanden haben.“

Auch Adrian Sudbrak macht beim Lehrgang mit. Eigentlich hört der 22-Jährige normal, aber das Gehörte wird von seinem Gehirn zeitverzögert verarbeitet. Der junge Mann stammt aus Sachsen, wuchs in einer Pflegefamilie, dann in einem Kinderheim auf. 2011 meldete sich die Mutter aus Essen bei ihm. „Ich hatte elf Jahre keinen Kontakt zu ihr“, erzählt Adrian, den es auch ins Ruhrgebiet zog.

Adrian Sudbrak hat einen Hauptschulabschluss. Das Bildungszentrum hat ihm ein Praktikum in einer Tischlerei vermittelt. Eines bei einem Maler hat er abgebrochen. „Weil die Kollegen nicht nett waren.“ In der neuen Firma fühlt sich Adrian wohl. Und er fügt hinzu: „In dem Betrieb arbeitet auch ein gehörloser Tischler – seit zehn Jahren.“