Essen. Der Bürgerentscheid am 19. Januar ist beschlossene Sache: Nur Grüne, Linke und Auf stimmten im Rat nach teils hitziger Debatte für einen Beitritt zum Begehren

Wer zu spät kommt, den bestraft die Mehrheit: Wie ein geprügelter Hund verkroch sich Professor Wilfried Breyvogel auf den abgewetzten Ledersessel im Ratssaal. Ein ausgewachsenes Missverständnis hatte dafür gesorgt, dass der intellektuelle Frontmann des Bürgerbegehrens zum Messe-Teilneubau die Gelegenheit zu einer Rede vor dem Rat verpasste.

Und damit die Gelegenheit, noch einmal für einen Kompromiss bei dem Mega-Investment zu werben – oder wenn der schon nicht in Sicht war, wenigstens ein Loblied auf die Chance zu singen, dass nun die Bürger in Sachen Messe das Wort haben. Aber Breyvogel fehlte, es gab keine offizielle Einladung, aber auch von Grünen und Linken keinen Hinweis aufs Rederecht. Und so musste Herbert Bußfeld aushelfen, eine improvisierte hemdsärmelige Anklage an die Ratsmehrheit, ein vorwurfsvolles „Was habt Ihr über für die Menschen, die in dieser Stadt leben?“

Nur Grüne, Linke und Essen steht AUF votieren dafür

Bußfeld oder Breyvogel – am Ende war es wohl egal, wer da das Wort ergriff, denn die Phalanx der Befürworter für den offiziell auf 123 Millionen Euro gedeckelten Neubau eines Großteils der Ausstellungshallen an der Norbertstraße stand unverrückbar. Und in der teils hitzigen Debatte schonten sich auch die Bündnispartner nicht: viel Spott, viel Häme, viel Wahlkampf.

Und am Ende kein einziger Abweichler bei SPD und CDU, FDP und EBB, als auf Antrag der Grünen namentlich über den Beitritt zum Bürgerbegehren abgestimmt wurde. Nur Grüne, Linke und „Essen steht AUF“ votierten dafür.

Für den Messe-Teilneubau ist eine Briefwahl möglich

Damit sind Essens Bürger am Sonntag, 19. Januar, von 8 bis 18 Uhr zum vierten Bürgerentscheid der Stadtgeschichte aufgerufen: Der Messe-Teilneubau, für den auch Briefwahl möglich ist, wird gestoppt, wenn eine Mehrheit sich dafür entscheidet und diese Mehrheit die Abstimmungshürde von rund 45.500 Bürgern überspringt.

Das Ergebnis des Bürgerentscheids ist dann für zwei Jahre bindend.