Essen. Das Festival Literatürk und die deutsch-türkische Buchmesse Ruhr in Essen, zwei öffentlich geförderte Festivals, verfolgen ein Ziel – das Interesse an türkischer Kultur bei den Landsleuten aufrecht zu erhalten – und sind dabei doch keinen Jota bereit, sich anzunähern.
Wohlmeinende Gemüter werden sagen, dass man davon nie genug davon haben kann – nie genug Literatur, Austausch, multikulturelle Begegnung. Skeptiker werden einwenden, dass zwei ähnliche Angebote selten doppelten Erfolg bringen. Seit neun Jahren führen das Festival Literatürk und die deutsch-türkische Buchmesse Ruhr in Essen nämliche eine eigentümliche Koexistenz.
Zwei öffentlich geförderte Festivals verfolgen ein Ziel – das Interesse an türkischer Kultur bei den Landsleuten aufrecht zu erhalten und dabei türkische Autoren in Deutschland bekannter zu machen – und sind dabei doch keinen Jota bereit, sich anzunähern. Hinter den Kulissen wird über persönliche Abneigungen gemunkelt, doch klärende Gespräche hat es bislang nicht gegeben.
Bereits im Kulturhauptstadtjahr 2010 hatte es erste Vermittlungsversuche seitens der Ruhr.2010 gegeben – vergeblich. Dass beide Festivals, die im Herbst unmittelbar aufeinander folgen, ihre Stärken und ihr Stammpublikum haben, ist unbestritten. Trotzdem mehren sich die Forderungen, aus dem Nebeneinander endlich ein Miteinander zu machen.
Deutsch-Türkische Buchmesse Ruhr
Im November will Kulturdezernent Andreas Bomheuer alle Beteiligten an einen Tisch bitten. „Wir werden eine Lösung finden müssen, wie wir beide Formate zum selben Thema verbinden können“, sagt Bomheuer und ermuntert auch, die Einbindung anderer Kulturgruppen, beispielsweise aus Afrika, zu überdenken.
Auch Fikret Günes, Ausrichter der deutsch-türkischen Buchmesse Ruhr, die am Samstag mit prominenter Besetzung in der Stadtbibliothek startet, sieht inzwischen Moderationsbedarf, zumal die Proteste im Gezi-Park beiden Festivals in diesem Jahr ähnliche Themen auf den Tisch gespült haben. Eine türkische Autorin soll unwissentlich sogar von beiden Veranstaltern gebucht worden sein.
Grend-Geschäftsführer Johannes Brackmann, der das Festival mit den Literatürk-Gründerinnen Semra Uzun-Önder und Fatma Uzun ausrichtet, sieht die Sache weniger dramatisch. Man verstehe sich als „ergänzende Konkurrenz“. Ob die das Geschäft weiter belebt, wird sich zeigen.