Essen. Das türkisch-deutsche Festival „Literatürk“ startet am 1. Oktober. Mit Lesungen, Film, Theater und Musik wird über das Thema „Stadt“ nachgedacht. Instanbul und die Proteste im Gezi-Park stehen dabei im Mittelpunkt. Prominente Autoren sind eingeladen.

Was verbinden wir mit dem Begriff „Stadt“? Welche gesellschaftlichen Zwischentöne und welche Konflikte ergeben sich im Zusammenleben auf engstem Raum? Und wie stellen wir uns in Zukunft unser Leben in der Stadt vor? Diesen und weiteren Fragen geht die neunte Auflage des türkisch-deutschen Festivals „Literatürk“ nach. Das startet unter dem Motto „Stadtgeschichten“ am 1. Oktober mit Lesungen, Film, Theater und Musik.

„Wir haben ein Thema gewählt, das aktueller nicht sein könnte“, sagt Semra Uzum-Önder und spielt auf die Gezi-Park-Proteste in Istanbul an. Umso mehr freut sich die Mitinitiatorin des Festivals, dass der Journalist und Filmemacher Can Dündar ihrer Einladung gefolgt ist. Er wird sein Buchprojekt „Wem gehört die Stadt“ vorstellen, in dem er über die Ereignisse und Auswirkungen der Proteste berichtet. (Sonntag, 6. Oktober, 18.30 Uhr, VHS Essen).

Leben und Schreiben in einer Stadt im Auf- und Umbruch

Kein geringerer als Kultautor Murathan Mungan eröffnet das Festival: Er liest aus seinem Roman „Städte aus Frauen“, in dem er das Leben von 16 Frauen aus unterschiedlichen Städten in der Türkei beschreibt (Dienstag, 1. Oktober, 19.30 Uhr, Filmstudio im Glückaufhaus). Mungan zählt wie Alper Canigüz und Murat Gülsoy zur Garde zeitgenössischer türkischer Schreiber, die in den vergangenen Jahren für Furore gesorgt haben.

So hat Canigüz rasantes, teilweise absurdes Buch „Secret Agency“ (Lesung Donnerstag, 3. Oktober, um 19.30 Uhr im Kulturzentrum Grend) bereits internationale Preise eingeheimst. Szenisch dargestellt wird Murat Gülsoys Erzählung „Im Dunkeln“ (Samstag, 5. Oktober, 20 Uhr, Maschinenhaus der Zeche Carl); anschließend spricht der Autor über das Leben und Schreiben in einer Stadt im Auf- und Umbruch.

Das Publikum wird einbezogen

Einen Tag später inszeniert Dramaturg Christian Scholze mit dem Studentenensemble „Des Pudels Kern“ seine „Utopien der Stadt oder Wie wir leben wollen“, eine Collage verschiedener Texte, in der das Publikum mit einbezogen wird (Freitag, 4. Oktober, 20 Uhr, Grend und Dienstag, 8. Oktober, 20 Uhr, Zeche Carl).

Ein bitteres Kapitel der deutschen Geschichte schlägt Mirza Odabasi auf: Anlässlich des 20. Jahrestages des Brandanschlages in Solingen begab sich der Filmemacher auf eine Reise quer durch die Republik. Seine Dokumentation stellt er am Donnerstag, 3. Oktober, um 17.30 Uhr im Grend vor.

„Trotz aller aktueller Themen: wir verstehen uns nicht als politisches, sondern als künstlerisches Festival“, sagt Mitinitiatorin Fatma Uzum und ist angesichts der Qualität des Programms auch ein wenig stolz auf das reichhaltige kulturelle Leben in der Türkei.