Essen. . Ein Zwölfjähriger schwebt mittlerweile nicht mehr in Lebensgefahr, nachdem ein anderer Zwölfjähriger ihm ein Messer in die Brust gerammt hat. Dass es sich um eine Fehde unter verfeindeten arabischen Familien handelt, dafür haben weder Polizei noch Staatsanwaltschaft Anhaltspunkte.

Nach einem blutigen Streit unter 12-Jährigen auf einem Schulhof an der Altenessener Straße sind die Hintergründe der Tat unklar. „Wir stehen am Anfang der Ermittlungen“, sagt Staatsanwalt Rainer Kock. Medienberichte, es würde sich eine Fehde unter arabischen Großfamilien handeln, verwiesen Sprecher von Polizei und Staatsanwaltschaft ins Reich der Spekulation. „Dafür haben wir keine Hinweise“, erklärte Kock.

Am Donnerstagnachmittag waren bei einem Streit auf dem Schulhof der Neuessener Schule zwei offenbar kurdische Jungen aneinandergeraten – M. und B. hatten „schon seit längerer Zeit was zu klären“, erzählen jungendliche Augenzeugen am Tag danach. „Es ging wohl um ein Mädchen.“

Küchenmesser zum Schulhof mitgebracht

Jedenfalls brachte M., berichten die Jungen, ein Küchenmesser mit schwarzem Griff mit zum Schulhof, „der wollte dem B. bloß Angst machen.“ Schließlich kam es wohl zur Verkettung äußerst unglücklicher Umstände: Ein dritter Junge, er soll und 13 Jahre alt sein, habe einen der beiden Kontrahenten geschubst, sodass M. sein eigenes Messer in die Brust bekam, mehr oder weniger versehentlich. Wie es genau war, darüber gibt es unterschiedliche Darstellungen.

Ein Rettungshubschrauber musste den schwer verletzten M. ins Krankenhaus bringen. Die Polizei richtete eine Mordkommission ein. Am Freitagvormittag hieß es, der schwer verletzte M. sei außer Lebensgefahr.

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M., erzählen die Jugendlichen am Tag danach, habe seit einer Woche eine Freundin, und jemand habe erzählt, dass sie sich nun mit B. getroffen haben soll, was M. schwer verärgert haben soll.

Am Freitag ist kein Schulbetrieb, es ist Brückentag, trotzdem stehen Kinder und Jugendliche auf dem Bürgersteig: Fernsehteams sind vor Ort, die Kinder überspielen Fotos von möglichem Täter und dem Opfer aus ihren Handys auf die Laptops der Reporter, und je länger man die Jungs hier ausfragt, desto wilder werden ihre Geschichten.

Polizei-Sprecherin widerspricht Bericht von "Spiegel Online"

Es ist vielleicht selten, dass sich Erwachsene so ernsthaft wie heute dafür interessieren, was diese Kinder zu sagen haben. Die Jungen genießen die Aufmerksamkeit, die ihnen zuteil wird. Auch im Internet blühen die Spekulationen; das Nachrichtenportal „Spiegel Online“ mutmaßt, die Spur „könnte mitten in die Parallelwelt arabischer Clans führen“.

Dieser These begegnet Polizei-Sprecherin Tanja Horn entschieden: „Auf rivalisierende Famlienclans haben wir keinerlei Hinweise.“ Auch anders, als „Spiegel Online“ schreibt, seien die beiden 12-Jährigen „polizeilich bislang nicht in Erscheinung getreten“.