Essen. 56-Jähriger hantierte betrunken mit einem Gewehr, da schritt die Polizei ein. Der ehemalige Mitarbeiter der Stadtverwaltung gilt als Waffennarr und macht seit langem in der Nachbarschaft von sich reden, weil er regelmäßig als Indiana Jones verkleidet durch die Straßen laufen soll.

In der Straße „Auf’m Kirchenland“ in Kray-Leithe reihen sich die Buchsbaum-Hecken an diesem strahlenden Herbstmorgen satt grün aneinander, eine ist akkurater geschnitten als die andere. Wer hier wohnt, schneidet regelmäßig seinen Rasen, pflegt den Vorgarten und hält sein Haus in Ordnung. Das sieht man sofort, wenn man neu ist – hier, in diesem beschaulichen Quartier am Ostrand der Stadt.

Im Fenster von Familie K. stehen Zierpflanzen, umrahmt von Spitzengardinen. In dem lichtgrau gestrichenen Reihenhaus lebt der 91-jährige Vater gemeinsam mit seinem Sohn.

"Wenn er könnte, würde er einen Panzer im Garten haben"

Der Vater ist noch rüstig, wie es heißt, dreimal täglich kommt der Pflegedienst und bringt Tabletten, das Mittagessen bringt der „Apetito“-Dienst, ansonsten lebt der 91-Jährige, der früher auf der Zeche Bonifacius Steiger war, noch recht selbstbestimmt. Im Keller hat sich sein Sohn (56) ein eigenes Reich eingerichtet. Früher war er in einem Bau-Amt der Stadt beschäftigt. Mittlerweile soll er in Frührente sein.

Der Mann gilt unter Nachbarn schon lange als Sonderling. „Er ist als Waffennarr bekannt“, sagt Beate Kraft, eine Freundin der Familie, sie schaut regelmäßig beim Vater nach dem Rechten. Als sie an diesem Morgen von den Vorgängen hört, eilt sie sofort zum Haus von Familie K. „Der Sohn ist von Kriegsfilmen fasziniert, das seien noch echte Männer, sagt er immer“, berichtet Beate Kraft. „Wenn er könnte, würde er einen Panzer im Garten stehen haben.“

Vor 25 Jahren auf Vater geschossen

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Der 56-Jährige darf von Amts wegen keine Waffen mehr besitzen – vor mehr als 25 Jahren hatte er mal auf den Vater geschossen, mit einer scharfen Waffe. Deshalb ist am Mittwochmorgen die Polizei gleich in höchste Alarmbereitschaft versetzt, als der Pflegedienst anruft und mitteilt, der 56-Jährige stehe betrunken in der Wohnung und hantiere mit einem Maschinengewehr.

Mehrere erfolglose Entzugs-Aufenthalte habe der 56-Jährige hinter sich, berichtet Beate Kraft. Mit seinem Vater habe er regelmäßig Ärger gehabt. Doch der 91-Jährige habe das ausgehalten: „Er hat immer gesagt, er hat seinen Sohn im Griff“, sagt Kraft und schüttelt den Kopf.

Als Kapitän verkleidet durch Kray gelaufen

Die Nachbarn sehen das anders: Nachts soll laute Musik aus seinen Kellerräumen gedrungen sein, auch Schüsse wollen sie schon gehört haben. „Der ist manchmal als Kapitän verkleidet durch Kray gelaufen“, heißt es. Andere Nachbarn wollen den Mann im „Indiana Jones“-Kostüm auf einem Pferd gesehen haben.

„Er trank Wodka aus Flaschen, war zuletzt rund um die Uhr betrunken“, sagt die Freundin der Familie. Dann entschuldigt sie sich: „Ich möchte wieder ins Haus.“ Denn bei allem Trubel: Der 91-Jährige sitzt im Wohnzimmer und wartet auf die Freundin der Familie.