Essen. In den letzten Wochen wurden 32 Altkleider-Behälter aufgebrochen. Die zuständige „Textil Recycling Nord“ hat inzwischen an allen 256 Containern im Stadtgebiet die Schlösser ausgewechselt. Alte Textilien sind ein wertvoller Rohstoff. Der Marktwert pro Tonne: 450 Euro. In Essen fallen pro Jahr 2100 Tonnen an.

Die einen sind froh, wenn sie abgelegte Hosen und Hemden, Pullover und Pumps säckeweise im nächsten Altkleidercontainer loswerden können. Andere wenden neuerdings viel kriminelle Energie auf, um das Entsorgte wieder herauszuholen. „32 Container sind in den letzten Wochen aufgebrochen worden, der reine Schaden beläuft sich auf gut 12.000 Euro“, ärgert sich Nexhip Gjikolli, der Geschäftsführer der „Textil Recycling Nord“. Hinzu käme der erbeutete Inhalt im Wert von mehreren tausend Euro.

Vor gut einem halben Jahr hat der auf Altkleider spezialisierte Entsorger aus Norddeutschland begonnen, seine Container im Stadtgebiet aufzustellen. Mittlerweile sind’s 256 - allesamt in kräftigem Grün und mit dem Fuchs als Logo. Bundesweit gibt’s 3000 solcher Container. Über das Ausmaß des Altkleider-Diebstahls in Essen zeigt sich Gjikolli überrascht: „Unsere Firma existiert schon in zweiter Generation, aber einen Kleiderklau in dieser Form hab’ ich noch nicht erlebt.“ Die Polizei bestätigt, dass die Firma die Diebstahlserie angezeigt hat. Wer dahintersteckt, sei noch unbekannt.

Mit Bohrmachine oder Ersatzschlüsseln

Bei einigen Containern, so Gjikolli, hätten die Täter „Flex und Bohrmaschine“ eingesetzt. Bei anderen müssen sie die Schlösser offenbar mit Ersatzschlüsseln geöffnet haben. Gjikolli: „Deshalb haben wir jetzt vorsorglich alle 256 Diskusschlösser ausgetauscht.“

In die Enttäuschung über den entstandenen Schaden mischt sich Ratlosigkeit. Gjikolli: „Wir können nicht rund um die Uhr einen Aufpasser neben jeden Container stellen.“ Deshalb appelliert das Unternehmen an aufmerksame Bürger, verdächtige Vorkommnisse umgehend der Polizei zu melden.

Marktwert pro Tonne liegt bei 450 Euro

„Textilien sind ein wertvoller Rohstoff“, heißt es treffend im aktuellen Firmenvideo der „Textil Recycling Nord“. Der Marktwert einer Tonne Altkleider liege zurzeit bei 450 Euro. Täglich seien in Essen drei bis vier Lkw unterwegs, die die Ladung dann zur Sortieranlage nach Himmelpforten schaffen. Dort verwandeln sich Lumpen in Putzlappen, während gut erhaltene Kleidung weiterverkauft wird - etwa an Second-Hand-Boutiquen. „Einen geringen Anteil überlassen wir gemeinnützigen Organisationen,“ erklärt der Unternehmer.

Trotz der Rückschläge in Essen will der Altkleider-Profi, der bislang überwiegend in Norddeutschland und im Berliner Raum aktiv ist, weiter expandieren. So hoffen die Norddeutschen, bei neuen Ausschreibungen in Leverkusen und Krefeld, den Zuschlag zu bekommen. Auch auf die Nachbarkommunen im Ruhrgebiet haben sie ein Auge geworfen. „In Essen wollen wir Fuß fassen, um zu zeigen, was wir drauf haben“, frohlockt der Geschäftsführer.