Essen. . Das Sterne-Restaurant „Nero“ ist zu. Nun ist das „Hugenpoettchen“ ins Schloss gezogen. Sterneköchin Erika Bergheim will sich auf eine bodenständige Küche mit Anspruch und Raffinesse konzentrieren.

Die schweren schwarzen Stühle sind raus, einst satt rot lackierte Elemente hat man in einem gedeckten Naturton gestrichen. Bilder von Skulpturen wichen geschickt arrangierten Landschaftsansichten, was die Backsteinmauer im ehemaligen Sterne-Restaurant „Nero“ des Schloss-Hotels Hugenpoet in den Fokus rückt. Es lässt sich nicht leugnen: Die letzten Spuren des hochklassigen Restaurants, das keine Gewinne einfuhr, sind getilgt, seit wenigen Tagen hat das „Hugenpoettchen“, einst in den aufwändig sanierten Stallungen ansässig, im Schloss eröffnet. Das bringt mehr Gäste, mehr Leben ins Haus - das hoffen jedenfalls Petra und Michael Lübbert, die Restaurant und Hotel führen.

„Bei Bedarf können wir die Türen zu weiteren Räumen öffnen“, sagt die sterne-dekorierte Chefköchin Erika Bergheim, die nicht nur der Küchen-Mannschaft im Nero vorstand, sondern vor mehr als zehn Jahren auch die Marschrichtung für das Hugenpoettchen festlegte.

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Achtgängiges Tapas-Menü

Ob es weh tut, das Sterne-Restaurant aufzugeben? „Natürlich will ein Olympia-Sieger seine Medaille nicht zurückgeben“, sagt Erika Bergheim. „Aber ich musste den Stern ja auch nicht abgeben, weil unsere Qualität nachgelassen hat. Wir haben das Restaurant geschlossen – mitsamt Stern.“ Was auch Chancen biete: „In den vergangenen Jahren hatten wir parallel zum täglichen Betrieb im Hugenpoettchen an vier Tagen in der Woche das Nero geöffnet.“ Anstrengend sei das gewesen – und dennoch nicht leicht, es aufzugeben. „Aber nachdem nun Klarheit herrscht, kann ich mich auf die Weiterentwicklung des Hugenpoettchens konzentrieren. Auch hier können wir qualitativ hochwertige Sachen anbieten – ohne den großen Aufwand, den die Sterne-Küche bedeutet und zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis.“

Mit einem „Regio-Tapas-Menü“ sind Bergheim und ihr Team in dieser Woche im Hugenpoettchen gestartet. Das Angebot liest sich bodenständig, und genau das ist auch das Konzept. „Westfälischen Knochenschinken mit Pumpernickel und Korn“ gibt es als ersten Gang, „Schnippelbohnen mit Sauerrahm“, „Gebratener grüner Hering mit Gurkencannellono und Kartoffelpürée“ sind in der Speisenfolge aufgeführt vor „Kohlroulade“, „Täubchen mit Speck und Stielmus“ und - so ruhrgebietstypsich sie auch ist, so ungewöhnlich ist sie auf der Schloss-Speisekarten „Currywurst“. Acht Gänge beinhaltet das Tapas-Menü insgesamt. Erika Bergheim, der Starkoch-Gehabe ohnehin immer fremd war, kann befreit aufkochen, hat aber ihre Experimentierfreude nicht verloren.