Essen..
„Ins Untergeschoss können wir leider nicht. Da hatten wir vor kurzem einen Wasserrohrbruch“, sagt Kevin Kurth. Der Sohn des legendären RWE-Torwarts Frank Kurth studiert am Abend, arbeitet tags für den Verein und führt dabei regelmäßig Besucher durch Essens neues Stadion. „Das macht mir Spaß“, sagt er – auch wenn er die Route nun ändern muss, weil unten gerade der Estrich rausgerissen wird.
Also führt Kurt die WAZ-Leser-Gruppe hinauf in die Logen, „da kommt man ja sonst nie hin“, sagt Carmen Liedtke. Wann sie erstmals bei einem RWE-Spiel war? „Mit zwei Jahren. Da war ich in einem Körbchen auf dem Sitz der Tribüne abgestellt und im Freudenjubel ist das Körbchen mitsamt mir unter den Sitz gefallen.“ Das war im Jahr 1960. Seither hat die Essenerin hunderte Spiele gesehen
Seit 60 Jahren regelmäßig bei Spielen
Überhaupt: Verbundenheit ist bei dem Rundgang ein Thema. Seit 60 Jahren kommt Hermann Lenz regelmäßig zu den Spielen. „Meine Eltern hatten das damals verboten. Also haben wir am Eingang immer Erwachsene gefragt, ob sie uns mit reinnehmen“, und weil damals die Gänge schmal und das Gedrängel groß waren, sei es kein Problem gewesen, an den Ordnern vorbei zu kommen.
Fachsimpeln kann Lenz beim Rundgang mit Jürgen Kleinsimlinghaus. 1950 sah er im Stadion das erste RWE-Spiel, „das war gegen Werden 08, damals haben beide noch in der Gauklasse gespielt“. Seither ist der RWE sein Verein, „dazu halte ich“. In den Logen des neuen Stadions haben auch die beiden Herren noch nie Platz genommen. „auf der Tribüne ist es sowieso viel schöner, die Atmosphäre ist besser“, wirft ein anderer Herr ein. Aber im „Wohnzimmer“ der Sparkasse kommt Mann doch ins Schwärmen.
Georg Melches in Lebensgröße an der Wand, markige Sätze wie „Herr Lippens, ich verwarne Ihnen!“ Lippens: „Herr Schiedsrichter, ich danke Sie.“ zieren die Fototapete und nur ein Stückchen weiter Spielszenen in Schwarz-Weiß, die in Teilen rot nachcoloriert sind. „Das ist eine der wenigen Logen, in denen dauerhaft etwas an der Wand angebracht werden darf“, sagt Kevin Kurth. Ansonsten sei der Verein Gast im Stadion, sei sicherzustellen, dass man kurzfristig alle RWE-Spuren aus dem Stadion entfernen könne, um es für andere Veranstaltungen freizugeben.
WAZ zeigt Essener Stadion
Strenge Regeln gelten auch am Spielfeldrand. Gern würden die Fans einmal den „heiligen Rasen“ betreten. „Aber das ist leider verboten“, sagt Kevin Kurth, „da gibt es keine Ausnahmen“. Zurück geht es durch Räume, in denen die Luft steht. „Momentan müssen wir uns entscheiden. Lüftung oder Aufzug, da wir mit Notstromaggregaten arbeiten, geht nicht alles auf einmal“, sagt Kurth. Aber eigentlich auch egal – solange der Rasen in Schuss ist.
Am Rande des Wasserrohrbruchs
Weil der Safe im Kellergeschoss tagelang unter Wasser stand und nicht geöffnet werden konnte, hing man das darin befindliche Geld nach Öffnung zum Trocken auf die Leine. Die Münzen in den muffig riechenden Papierbanderolen wusch man kurzerhand. Rund drei bis sieben Monate wird es dauern, bis das Untergeschoss wieder genutzt werden kann. Während dieser Zeit nutzen die Spiel Container auf dem Außengelände als Umkleidekabinen. Versorgt wird das Stadion Essen derzeit noch immer über zwei große Notstromaggregate. Erst wenn der Boden geöffnet ist, wird sich sagen lassen, wie lange die Arbeiten genau dauern.