Essen. Bislang werden drei Essener Restaurants im Michelin-Führer genannt, nun gibt das „Nero“ im Schloss Hugenpoet auf. Für die Besitzer standen hohe Kosten und der Ertrag der Sterne-Küche in keinem Verhältnis mehr. Das Konzept wird geändert und auf Sterne-Köchin Erika Bergheim warten neue Aufgaben im Haus.
Einen Michelin-Stern zu erkochen ist schwer, ihn zu halten auch. Und dennoch passiert es gar nicht selten, dass sich Restaurants entschließen, die prestigeträchtige Auszeichnung freiwillig abzugeben. Zu den Gourmet-Tempeln, die vom Hochpreisigen wieder ins eher volkstümliche Niveau wechseln wollen, gehört auch das Schlosshotel Hugenpoet in Kettwig. „Wir werden unsere Sterne-Restaurant Nero für immer schließen, am Samstag ist letzter Tag“, kündigte Hugenpoet-Geschäftsführer Michael Lübbert jetzt überraschend an. Ursprünglich sollten das Nero und das preislich deutlich günstigere Zweitrestaurants „Hugenpoetchen“ nur die Räume tauschen, nun ist es anders gekommen. Ein Gespräch über Freud und Leid der Sterne-Gastronomie.
Herr Lübbert, warum dieser harte Schnitt?
Lübbert: Wir haben lange überlegt, wie wir den erst im Jahr 2009 hart erkämpften Stern retten können, aber es hat sich einfach nicht mehr gerechnet. Wir sind zu klein, um unser Spitzenrestaurant auf Dauer quersubventionieren zu können.
Bei den relativ hohen Preisen der Sterne-Küche wird da mancher fragen: Warum Subventionierung?
Lübbert: Die Antwort ist einfach: Die Preise sind nur scheinbar hoch und decken nicht die Kosten. Sterne-Gastronomie, das bedeutet enorm hoher Einsatz von qualifiziertem Personal in Küche und Service und sehr hochwertige Ausgangsprodukte. Beides hat natürlich seinen Preis. Umgekehrt empfinden viele Menschen einen Menü-Preis von 100 Euro schon als teuer, obwohl ich daran überhaupt nichts verdiene.
Was ist mit den berühmten Geschäftsessen?
Lübbert: Vor den Compliance-Diskussionen gab es tatsächlich im Geschäftskundenbereich relativ viele Leute, die sich Sterne-Küche erlauben konnten und durften. Aber das ist vorbei. Und was Privatkunden betrifft, so ist zu sagen: Wir sind hier nun mal nicht in New York. Paris oder London, wo Gäste klaglos 300 Euro für ein Menü bezahlen. Glauben Sie mir, auch andere in Essen können als Sterne-Köche nur überleben, weil sie dank ihres guten Namens Catering betreiben und Fernsehauftritte bekommen.
Wie geht es nun konkret weiter?
Lübbert: Am kommenden Samstag ist im Nero der letzte Tag, das Hugenpoetchen in unserer Remise empfängt normal weiter Gäste. Dann bauen wir im Schloss um und am 13. August eröffnet das Hugenpoetchen dort, wo das Nero war.
Warum dieser Umzug?
Lübbert: Wir wollen das Schloss, das unser eigentliches Pfund ist, einfach wieder besser nutzen. Wenn Sie an Sonntagen ohne Veranstaltung ins Haus gekommen sind, haben wir uns manchmal wirklich wie die Schlossherren gefühlt, aber es geht ja schließlich um die Gäste. Das Leben spielt sich drüben im Hugenpoetchen ab, das auch deutlich längere Öffnungszeiten hat und auch künftig haben wird. Vielfach gab es zum Beispiel den Wunsch, wieder nachmittags bei Kaffee und Kuchen den Blick in den Park genießen zu können. All das ist bald wieder möglich
Was wird aus Ihrer Küchenchefin Erika Bergheim?
Lübbert: Sie bleibt Küchenchefin bei uns. Wir werden ja auch nach wie vor kulinarisch Hochwertiges anbieten.
Ist es nicht dennoch bitter, als Sterne-Köchin abzusteigen?
Lübbert: Natürlich ist das bitter für sie, und glauben Sie mir, wir alle hier haben eine Träne verdrückt. Aber sie muss ja andererseits nicht von Gänseleber oder Angelsteinbutt auf Erbsensuppe umsteigen. Kreativität lässt sich auch in einer mehr regionalen Küche ausleben.
Was passiert in den dann ehemaligen Räumen des Hugenpoetchen?
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Am Ende kostet die Nero-Schließung gewiss auch Arbeitsplätze.
Lübbert: Das ist unvermeidlich. Aber niemand wird direkt entlassen. Den erforderlichen Personalabbau regeln wir über auslaufende Zeitverträge und die Nichtbesetzung vakanter Stellen.