Essen. . Die Essener Wirtschaftsförderung arbeitet daran, das produzierende Gewerbe in der Stadt wieder mehr zu fördern. Dafür soll ein Masterplan Industrie erstellt werden. Darin soll vor allem das Gewerbe-Flächenproblem gelöst werden. Auch heiße Eisen sind dabei nicht tabu.
Essen fehlen Gewerbeflächen. Im Süden gibt es schon heute quasi keine Angebote für Investoren mehr. Im Norden immerhin noch etwas. Aber „wir drohen, leer zu laufen“, sagt Essens Wirtschaftsförderer Dietmar Düdden. Das Thema Flächenknappheit ist nicht neu und so schnell auch nicht zu lösen. Die Sorge ist jedoch groß, dass Essen in Zukunft abgehängt wird und wenig bis kein Wachstum auch bei Arbeitsplätzen möglich ist, wenn sich nichts tut.
Vor allem die Industrie und das produzierende Gewerbe rücken dabei in den Blickpunkt. Denn sie sind es, die einen hohen Anteil an der Bruttowertschöpfung besitzen und Aufträge in anderen Branchen nach sich ziehen. Sie also möchte die Wirtschaftsförderung in Zukunft mehr päppeln, um den Wirtschaftsstandort Essen nach vorn zu bringen. Es ist die Wiederentdeckung der Industrie in einer Stadt, die mittlerweile fast entindustriealisiert schien. Nur 18 Prozent der Beschäftigten arbeiten noch in diesem Wirtschaftszweig, im engeren Sinne des Industriebegriffs sogar weniger als zehn Prozent. In den Nachbarstädten wie Mülheim oder Duisburg sind es immerhin um die 30 Prozent.
Wirtschaftsförderung schmiedet am Masterplan
Die Wirtschaftsförderung schmiedet deshalb an einem „Masterplan Industrie“, der vor allem zum Ziel hat, für die nächsten Jahrzehnte Gewerbeflächen zu ergründen und die politische Diskussion darüber neu anzustoßen. „Wir brauchen eine neue Denke in der Bevölkerung, in der Politik und in der Verwaltung“, sagt Düdden, der sich für seinen Plan Unterstützer gesucht hat: den Essener Unternehmensverband, die Kreishandwerkerschaft, die Industrie- und Handelskammer sowie Essener Unternehmer. Düdden möchte dabei auch alte heiße Eisen wieder anfassen: das einst beerdigte Gewerbegebiet Teelbruch II in Kettwig zum Beispiel, das heute als Landwirtschaftsfläche genutzt wird. Der programmierte Streit reduziert sich dann auf die Frage: Was ist uns lieber, Mais oder Industriearbeitsplätze?
Doch nicht nur die politische Kaste wird sich wohl an Düddens Plänen reiben, wenn der Plan in etwa einem Jahr zur Abstimmung vorliegt. Auch die Bevölkerung muss vom neuen, saubereren Image der Industrie überzeugt werden. Noch immer sehen viele eher rauchende Schlote, Lärm und Verkehr. Und besonders schlimm ist es, wenn er vor der eigenen Haustür stattfindet.
Alle Beteiligten wissen, dass ein langer Weg vor ihnen liegt. Nicht umsonst hat die Wirtschaftsförderung ihre Pressemitteilung gestern so überschrieben: „Es ist noch kein Masterplan vom Himmel gefallen.“