Essen. . NRW-Verkehrsminister Groschek wird das Essener Teilstück und den Ruhrallee-Tunnel definitiv nicht zum neuen Bundesverkehrswegeplan anmelden. Mit einem nüchternen Satz in der Pressemitteilung des NRW-Verkehrsministeriums zieht das Land einen Schlussstrich unter das umstrittenste Straßenbauprojekt der Essener Geschichte.

„Nicht im Paket enthalten ist der Bau der A 52 durch Essen.“ – Mit einem nüchternen Satz in der Pressemitteilung des NRW-Verkehrsministeriums zieht das Land einen Schlussstrich unter das umstrittenste Straßenbauprojekt der Essener Geschichte. Seit 1971, seit mit der Planung für eine Verbindung zwischen dem Autobahn-Dreieck Essen-Ost und dem A 42-Kreuz Essen-Nord begonnen und die Trasse quer durch den Essener Norden, durch Frillendorf, Stoppenberg und Altenessen festgelegt wurde, steht diese Autobahn wie keine andere im Brennpunkt.

„Wir werden das Teilstück nicht für den neuen Bundesverkehrswegeplan anmelden“, sagte gestern der nordrhein-westfälische Verkehrsminister Michael Groschek auf der Pressekonferenz „zur Verbesserung der Verkehrssituation im mittleren Ruhrgebiet“.

Während Groschek dem Abschnitt zwischen der A 2 bei Gladbeck und der A 42 bei Essen Nord einen „eigenen Verkehrswert“ zugesteht, ihn auch in Berlin anmelden und bauen lassen will, erklärte er ebenso deutlich, „dass es nördlich und südlich davon keinen Tunnel geben wird“. Von einem Autobahnbau in Essen und Gladbeck müsse man ebenso wie von einem Ruhrallee-Tunnel Abschied nehmen. Allein schon vor dem Hintergrund der finanziellen Situation und des enormen Instandsetzungsstaus auf den Autobahnen seien die Projekte völlig unrealistisch.

„Selbstblockade“

Er sei angetreten, sagte der NRW-Verkehrsminister, diese Selbstblockade endlich aufzulösen, sich mit allen an einen Tisch zu setzen und nach Kompromissen zu suchen, statt weiterhin „Beruhigungspillen“ zu verteilen. Dies sei nicht redlich, es blockiere in den Kommunen nur die weitere Entwicklung. Groschek sagte an dieser Stelle der Stadt Essen Hilfen zu, für die Trasse vorgehaltene Flächen endlich für die Stadtplanung zur Verfügung zu stellen.

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Darüber hinaus stellte er ein ganzes Bündel an Maßnahmen vor, um die verkehrliche Situation im mittleren Ruhrgebiet insgesamt zu verbessern. Aus weit über 160 Vorschlägen seitens der Kommunen, der Wirtschaft, der Nahverkehrsunternehmen, der Verkehrs- und Umweltverbände und der Bürgerinitiativen hat das Verkehrsministerium 34 „praktikable und konsensfähige Vorschläge“, wie der Minister betonte, herausgefiltert. Davon betreffen 17 allein den Öffentlichen Personennahverkehr. Darunter fallen beispielsweise in Essen die Prüfung eines zweigleisigen Ausbaus der Bahnlinie zwischen Bottrop Hauptbahnhof und Dellwig-Ost, die Beschleunigung der Steeler Straßenbahn-Strecke, der barrierefreie Ausbau des Haltepunktes Dellwig-Ost oder der Bau der Straßenbahn auf dem Beitz-Boulevard.

Groschek will mit der Stadt die Situation an der Gladbecker verbessern 

Essens Umfeld profitiert hier in weitaus stärkerem Maße vom Engagement des Landes, sollen doch gerade die Pendler fürs Umsteigen gewonnen werden. In diese Kategorie fällt auch die Studie eines Radschnellweges zwischen Gladbeck und Essen, der Bau eines Radweges auf der alten Krupp-Bahn, oder die Ausweitung des „metropolrad-ruhr“-Ausleihsystems.

Das Maßnahmenbündel lässt aber auch den Straßenverkehr nicht außen vor: Der Ausbau des zweispurigen Wechsels von der A 52 auf die A 40 in Essen-Ost wird vorangetrieben, dazu der Ausbau des innerstädtischen Netzes, ebenso wie eine „temporäre Seitenstreifenfreigabe“ auf der A 42 zwischen Altenessen und Gelsenkirchen-Heßler geprüft werden soll.

Und natürlich die B 224: Groschek will mit der Stadt Essen nach Lösungen suchen, den Lärmschutz verbessern, die Situation insgesamt betrachten: „Ich bin sicher, dass wir hier vorankommen werden.“ Bereits Mitte September will der Minister erneut alle Beteiligten zum Runden Tisch laden: „Wir werden die Probleme benennen und sie lösen. Das geschieht hier nicht im stillen Kämmerlein.“

Dieses Vorgehen lobten alle Beteiligten in der Runde, selbst die IHK zeigte sich zufrieden: Dass die B 224 in Gladbeck nicht ausgebaut werde, sei der einzige Wermutstropfen, hier drohe ein Nadelöhr. Dass die A 52 bei Essen nicht für den Bundesverkehrswegeplan angemeldet werde, sagte Joachim Brendel, „ist zwar bedauerlich, aber das war im Vorfeld bei der aktuellen finanziellen Situation eigentlich klar, wir haben damit gerechnet.“

Für die Essener Verkehrs- und Umweltverbände äußerten sich Dieter Küpper, Martin Arnold und Dieter Zimek „zufrieden und vorsichtig optimistisch“: „Dass die A 52 in Essen nicht mehr für den Bundesverkehrswegeplan angemeldet wird, begrüßen wir natürlich. Eine ganze Reihe unserer Vorschläge hat Groschek aufgegriffen.“ Dies sei die Essener Sicht.

Wenn man allerdings die künftige Situation in Bottrop oder Gladbeck sehe, dann könne man mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein. Ein A 52-Teilstück zwischen A 2 und A 42 sei „nicht zu akzeptieren“, sagte für das Netzwerk der Bürgerinitiativen Meike Maser-Plag. „Das wird die Situation auch in Essen deutlich verschlechtern.“