Essen. Lilian Owiti ist 31 und Mutter eines Sohnes. Die aus Kenia stammende Frau würde gern eine Ausbildung nachholen. Doch es scheitert schon an der Kinderbetreuung. Dabei spricht die junge Mutter mehrere Sprachen: Englisch, Suaheli , ein bisschen Französisch. Ihr Deutsch ist sehr gut.
Lilian Owiti ist eine dieser Spätstarterinnen, bei denen es Brüche im Lebenslauf gab und die trotzdem nicht aufgeben wollen, Fuß im Arbeitsleben zu fassen. Mit 31 Jahren ist die in Kenia geborene Lilian über das Alter hinaus, in dem man üblicherweise eine Berufsausbildung macht. Doch aufgeben will sie ihren größten Traum, wie sie sagt, nicht. „Ich bin eine Kämpferin“. Und dennoch gibt es mehrere Hürden für sie.
Lilian Owiti kam 2005 nach Deutschland als Au Pair. Sie hatte ihr Wirtschafts-Studium in Kenia aufgegeben, mit dem Ziel, anschließend nach der Au-Pair-Zeit, in Deutschland weiter zu studieren. Doch dann wurde sie 2006 schwanger und bekam ihren Sohn. Aus dem Studium wurde nichts, auch weil man ihren Schulabschluss hier nur als Zehn-Klassen-Abschluss anerkannte.
Lange nur geduldet
Bis 2011 kämpfte Lilian Owiti zudem um eine Aufenthaltsgenehmigung. Bis dahin war sie nur geduldet in Deutschland, ein Status, der eine Ausbildung unmöglich machte. Sie musste jeden Tag fürchten, abgeschoben zu werden. „Es war eine furchtbare Zeit. Ich habe viel gelitten, konnte nichts tun, außer zu warten.“
Die junge Mutter spricht mehrere Sprachen: Englisch, Suaheli , ein bisschen Französisch. Ihr Deutsch ist sehr gut. In Kenia arbeitete sie zwischenzeitlich als Möbelverkäuferin. Alles Qualifikationen, die ihr bislang in Essen nur zu befristeten Teilzeitjobs oder Praktika im Einzelhandel geholfen haben. Doch sie hat längst begriffen: Ohne Ausbildung hat man es in Deutschland schwer. Doch eine solche zu bekommen ist es auch, vor allem wenn man ein kleines Kind hat und die Großeltern und Geschwister tausende kilometerweit wegwohnen. „Ich bin hier ganz allein.“
Als ihr befristeter Vertrag bei einem Textildiscounter in der Essener City nicht verlängert wurde, „hab´ ich geweint, obwohl ich mich dort gar nicht wohl gefühlt habe. Aber wieder ohne Arbeit dazustehen, war schrecklich. Ich mache mir Sorgen , wie es weitergehen soll in meinem Leben“.
Ohne geregelte Kinderbetreuung keine Ausbildung
Lilian landete durch einen Kurs bei der Jugendhilfe Essen. Dort will man nun versuchen, sie in eine Teilzeitausbildung zu vermitteln. Ein einmonatiges Praktikum bei einem Lebensmittelhändler hat sie bereits absolviert. „Das hat mir richtig Spaß gemacht und ich hab mich auch mit den Mitarbeitern super verstanden.“
Ob es dort mit einer Ausbildung klappt, steht in den Sternen. Denn klar ist: Wenn sie weiter im Einzelhandel arbeiten will, muss sie flexibel sein, auch an Samstagen arbeiten können. Das heißt: Ohne geregelte Kinderbetreuung keine Ausbildung. Die Jugendhilfe versucht, ihr auch dabei zu helfen, möglicherweise mit einer Tagesmutter über den Verband alleinerziehender Mütter und Väter. Aber wenn sie keinen Ausbildungsplatz findet, kommt sie auch nicht in dieses Programm. Ein Teufelskreis eben.