Essen. 28.000 Langzeitarbeitslose gibt es in Essen, jeder Zweite von ihnen hat kein Schulabschluss. Laut Experten verringern sich die Jobchancen für Langzeitarbeitlose weiter. Immerhin konnten in Essen fast 300 von ihnen in einen Job vermittelt werden - viele dieser Jobs dürften aber befristet sein.

28.000 Langzeitarbeitslose leben in dieser Stadt. 286 fanden über den Umweg der Essener Arbeit und Beschäftigungsgesellschaft (EABG) im vergangenen Jahr einen Job. Wie viele davon sich mit einer befristeten Arbeitsstelle zufrieden geben mussten, ist nicht bekannt. Dass der ein oder sich möglicherweise schon wieder bei der Agentur für Arbeit arbeitslos melden musste – ja, auch das ist wahrscheinlich wie die Erfahrung zeige, heißt es bei der EABG. Statistisch erfasst wird weder das eine noch das andere. Und die Aussichten, dass Langzeitarbeitslose leichter einen Job finden könnten, sind trübe.

Angesichts der nackten Zahlen sagt Ulrich Lorch, Geschäftsführer der städtischen Beschäftigungs- gesellschaft: „Natürlich ist das nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Dass Ulrich Lorch und die Vorsitzenden des Aufsichtsrates, Britta Altenkamp (SPD) und Uwe Kutzner (CDU), im Rückblick auf 2012 von einem erfolgreichen Jahr sprechen, mag in Anbetracht des offenkundigen statistischen Missverhältnisses zwischen der überschaubaren Zahl an Vermittlungen und der Masse an Arbeitssuchenden verwundern. Wobei die EABG ja nur einer von vielen Bildungsträgern am Markt ist.

Fast jeder Zweite hat keinen Schulabschluss

Ulrich Lorch bemüht sich um Erklärungshilfe: Wer von der Arbeitsagentur zur EABG vermittelt wird, ist im Durchschnitt seit sieben Jahren und vier Monaten arbeitslos. Nahezu zwei von drei (68 %) haben keinen Beruf erlernt, fast jeder Zweite (45 %) bringt nicht mal einen Schulabschluss mit. Soll heißen: Die Aussichten auf einen festen Job sind schlecht. Sehr schlecht.

Das gilt insbesondere für die Älteren, für die jenseits der 50 (28 %). Die große Mehrheit der Langzeitarbeitslosen in Essen ist zwischen 36 und 45 Jahre alt. „Besorgniserregend“ nennt dies die Aufsichtsratsvorsitzende Britta Altenkamp. Zumal Arbeitsmarktexperten nicht davon ausgehen, dass sich die Perspektiven für Langzeitarbeitslose verbessern werden.

Die Chancen sinken

Selbst die Chance, bei der EABG vorübergehend unterzukommen, um zum Beispiel als Gemeinwohlarbeiter öffentliche Parks zu säubern, ist gesunken. Konnte die EABG 2010 noch 1700 Personen in Beschäftigungsprogramme aufnehmen, so waren es 2011 noch 1500 und im vergangenen Jahr gar nur noch 1250. Hintergrund: Der Bund hat die finanzielle Förderung innerhalb von drei Jahren zurückgefahren von 82 Millionen Euro auf 47 Millionen pro Jahr. Das ist auch an der städtischen Tochtergesellschaft nicht spurlos vorübergegangen. Die Zahl der Mitarbeiter sank von 600 auf 350, von denen 40 Prozent befristet beschäftigt sind.

Mit Blick auf die kommende Jahre hofft Ulrich Lorch, das Angebot zur Beschäftigung und Weiterbildung aufrechterhalten zu können. Ulrich Meyer, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, hält es vielmehr für erforderlich, angesichts des prognostizierten Fachkräftemangels das Angebot auszubauen.