Essen. Rot-Weiss Essen strebt in der kommenden Regionalliga-Saison einen Platz unter den ersten Dreien an; auch abseits des Platzes geht der Traditionsverein in die Offensive. Christian Hülsmann, Vorsitzender des Aufsichtsrates, nutzte die Mitgliederversammlung in der Messe Essen, um der Stadt ein Angebot zu unterbreiten.
RWE sei bereit, das neue Stadion an der Hafenstraße in Eigenregie zu betreiben - und dies zu deutlich günstigeren Konditionen als derzeit die städtische Grundstücksverwaltung Essen (GVE). „Wir sehen Einsparpotenzial im sechsstelligen Bereich“, so Hülsmann gestern im Gespräch mit dieser Zeitung. Das klingt selbstbewusst.
Der Vorstoß des ehemaligen Stadtdirektors und Sportdezernenten kommt aus der Tiefe des Raumes und ist mit Kalkül formuliert. Der Verein hänge in der Luft, klagt Hülsmann. Denn der Pachtvertrag mit der GVE ist bis heute nicht unterschrieben. „Dabei hieß es schon vor eineinhalb Jahren, es seien nur noch Nuancen zu klären.“
Geklärt ist, dass die Rot-Weißen eine Pacht zahlen - 52 000 Euro pro Jahr will der Club an den Stadionbetreiber GVE überweisen. Dass es zunächst hieß, RWE zahlt erst ab der dritten Liga? Schwamm drüber.
"Für alle Möglichkeiten offen"
Hülsmann fürchtet viel mehr, es könnte nicht bei der ausgehandelten Summe bleiben. Wie berichtet, liegen die Betriebskosten für das Stadion höher als von der GVE kalkuliert (siehe Text unten). Nicht zu vergessen: Die Bezirksregierung hat der Stadt ins Stammbuch geschrieben, Mehrkosten für die neue Arena seien an anderer Stelle im Sportetat einzusparen. Politisch ist dies ein heikles Thema. Jene im Rat, die mit Bauchschmerzen für den 42 Millionen Euro teuren Neubau gestimmt haben, dürften sich besonders schwer damit tun, kleineren Vereinen zu erklären, dass ihre Umkleidekabinen nicht renoviert werden können, weil der Aufwand fürs Stadion Essen so hoch ist.
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Einsparpotenzial sieht Christian Hülsmann bei den Personalkosten. „Unsere Leute sind sowieso fünf Tage die Woche vor Ort. Die Spieltage organisieren wir zu 95 Prozent.“ Ob die Rechnung aufgeht? Die GVE übernimmt das Facility Management und beschäftigt professionelle Greenkeeper. Auf den Sachverstand dieser Experten wird auch RWE nicht verzichten können.
Zum Vorstoß des Vereins, den Stadionbetrieb in die eigenen Hände zu nehmen, sagt GVE-Geschäftsführer Andreas Hillebrand: „Wir sind für alle Möglichkeiten offen.“ Letztendlich wäre es eine politische Entscheidung. Bislang hat die Stadtspitze großen Wert darauf gelegt, dass das neue Stadion kein Rot-Weiß-Stadion sein soll, sondern - wie der Name schon sagt - eines für die ganze Stadt.