Essen. . In der Nacht zum Sonntag brach in der Klinik in Altenessen ein Feuer aus. 59 Patienten mussten evakuiert werden, vier kamen mit Rauchvergiftungen in andere Krankenhäuser. Das Zimmer der Station für Innere Medizin, in dem der Brand ausbrach, brannte völlig aus, ein 59-Jähriger starb in den Flammen.
Der kranke Mann in seinem Bett hatte keine Chance. Lichterloh stand sein Zimmer auf der Station A.3.1 im Essener Marienhospital in Flammen; „es hat sehr heftig gebrannt“, wird der Geschäftsführer des Krankenhauses, Manfred Sunderhaus, am Morgen danach sagen. Der 59-jährige Essener stirbt, ein weiteres Todesopfer findet die Feuerwehr am anderen Ende des Flurs. Ob der 65-Jährige ebenfalls ein Opfer des Feuers geworden ist, des Rauchs oder seiner Krankheit, wird untersucht.
Es ist 3.55 Uhr in der Nacht zum Sonntag, als der Alarm eingeht, automatisch an der Pforte des Katholischen Klinikums und zugleich bei der Feuerwehr. Im Haus ist es ein stiller Alarm, niemand wird von einer Sirene geweckt, dann aber in Windeseile von den Nachtschwestern, später von den Feuerwehrleuten. „Eine Schocksituation“, sagt Cordula Schütze, die hier für die Arbeitssicherheit zuständig ist, „besonders für die, die liegen und nicht aufstehen können“. Für kranke Menschen, deren Beine dem Fluchtreflex nicht gehorchen können, die darauf angewiesen sind, dass man ihre Betten hinausschiebt aus dem Gefahrenbereich. 59 Patienten werden so evakuiert, 30 allein von der betroffenen Inneren, fast noch einmal so viele aus den beiden Etagen darüber.
Vier Patienten mussten mit Rauchvergiftungen ins Krankenhaus
Denn die Flammen, angefacht durch den frischen Nachtwind, fressen sich durch das geöffnete Fenster an der Fassade nach oben, Schieferplatten aus den 70ern zerspringen, darunter fangen Holzgerüst und Dämmung Feuer. Fensterscheiben platzen. Was die Menschen sehen, die morgens in Altenessen, das gleich nebenan Pfarrfest feiert, hinaufschauen, sind tiefe Schwärze, Ruß, eine zerstörte Deckenverkleidung hinter nackten Fensterhöhlen. In der vierten Etage ist hinter einer schwarzen Scheibe eine Reinigungskraft zu erkennen, die versucht, die Spuren der Nacht wegzuwischen: „Wir hoffen“, sagt Cordula Schütze, „dass wir unsere Patienten am Montag dort wieder normal versorgen können.“
Wie es im dritten Stock aussieht, kann sie nur ahnen. Die Kriminalpolizei hat die Station versiegelt, ab Montag suchen Brandsachverständige nach der Ursache des Feuers. Ein technischer Defekt, eine Zigarette vielleicht? Noch kann man nur spekulieren, in der Nacht musste man retten. Zwei Patienten hatten sich aus dem Fenster ihres Krankenzimmers auf das Flachdach eines neuen Anbaus geflüchtet, die Feuerwehr brachte sie von dort mit Drehleitern in Sicherheit. Zusammen mit zwei weiteren Personen kamen sie mit Rauchvergiftungen in andere Krankenhäuser.
Die nahmen auch weitere Kranke vorübergehend auf, einige wurden entlassen oder auf andere Stationen verlegt. Die Cafeteria im Erdgeschoss wurde kurzfristig zu einer Notversorgungszentrale, wo Betroffene betreut und auch seelsorgerisch unterstützt wurden. Ein Brand in einem Krankenhaus, sagt nicht nur Cordula Schütze, sei „das Schlimmste“: „Davor habe ich mich immer gefürchtet.“
Feuerwehr lobt das Personal des Krankenhauses
Immerhin, von der Feuerwehr gibt es am Morgen Lob für das Personal. Alle Brandschutztüren seien verschlossen gewesen, dadurch habe sich das Feuer nicht ausbreiten können, sagte Sprecher Mike Filzen. Nach einer halben Stunde seien die Flammen gelöscht gewesen. Schon am Vormittag lief auch die Versorgung der Patienten wieder nach Plan. Das Pflegepersonal blieb unverletzt, „bis auf die psychische Belastung“, sagt Schütze. Manche Kollegen seien später weinend zusammengebrochen, nun wegen Schocks in Behandlung.
Notarztwagen fuhren die Klinik in Altenessen am Sonntag nicht an, ab heute soll der Betrieb aber wieder möglichst normal laufen. Wann indes die Station A.3.1 wieder genutzt werden kann, ist offen. Von „dichtem Rauch“ berichtete die Feuerwehr nach ihrem Einsatz, von der Hitze, die den Putz von Wänden und Decken gelöst hat. Und Mitarbeiter, die am Morgen die Brandmeldeanlage prüfen mussten, sollen erschüttert zurückgekehrt sein: „Man denkt, es ist schlimm. Aber es ist schlimmer.“