Essen. . Vor zehn Jahren startete bundesweit das „Floh“-Lesetraining – die Dionysius Grundschule ist seit neun Jahren vom Erfolg überzeugt. Dort verdoppeln manche Kinder ihr Lesetempo innerhalb eines einzigen Schuljahres, und finden: „Lesen macht Spaß!“
Woher soll ich eigentlich wissen, was ich meine, bevor ich höre, was ich sage? So ähnlich muss es manchmal wohl auch Grundschülern beim Lesenlernen ergehen. Dabei bedeutet einen Text laut und sogar flüssig vorlesen zu können ja noch lange nicht, den Inhalt dessen verstanden zu haben. Aber genau das muss die Klasse 3 b der Dionysius Grundschule in Borbeck regelmäßig beweisen: beim „Floh-Lesefitness-Training“.
Als eine von 43 Essener Klassen im laufenden Schuljahr nehmen sie am Förderkonzept teil, das die Stiftung Lernen zusammen mit dem Verband für Bildung und Erziehung (VBE) und der Kinder-Schulzeitung „Flohkiste“ vor zehn Jahren bundesweit ins Leben rief.
Es ist kurz nach neun, die 26 Drittklässler stehen mucksmäuschenstill in Zweierreihen an der Treppe zur Aula, während Klassenlehrerin Annemarie Opferkuch die Sitzordnung verkündigt. Immer einen Platz frei lassen, abschreiben unmöglich. Was stark nach Klassenarbeit aussieht, ist aber „nur“ der Floh-Lesetest, „ein super zusammengestelltes Paket“, wie Klassenlehrerin Opferkuch findet.
In 20 Minuten müssen die Schüler möglichst viele Fragen beantworten
Das Check-Heft überprüft Lese-Tempo und -Verständnis auf rund sechs Seiten. Beide Teile unter Zeitdruck, also heißt es: leise sein, „die müssen sich jetzt 20 Minuten stark konzentrieren“, so die Pädagogin. Dann gilt es nämlich seeehr aufmerksam zu lesen, um möglichst viele Fragen zum Text beantworten zu können.
Und auch wenn es bis zum Klingeln der Eieruhr nach rauchenden Köpfen und zerkauten Bleistiften aussieht, raunt anschließend ein allgemeines „boar war das einfach“ durch den Saal. Das mag auch daran liegen, dass sie das von Klasse 1 an regelmäßig trainieren. Annemarie Opferkuch, die das Konzept seit neun Jahren anwendet, ist vom Erfolg überzeugt: „Manche Kinder verdoppeln ihr Lesetempo innerhalb eines einzigen Schuljahres.“
43 Klassen aus Essen machen in diesem Schuljahr bei der Leseförderung mit
Das können die Kinder dann stolz in ihrem Check-Heft vermerken – und auf dem Zeugnis sehen, denn die Lese-Note fließt am Ende in die Deutsch-Note mit ein. Bei Drittklässler Kane stand auf dem letzten Zeugnis dort „gut“. Und Migrationshintergrund oder nicht: „Das fällt hier generell nicht auf“, betont Opferkuch. Der Neunjährige, der eine polnische Mutter und einen arabischen Vater hat, findet: „Lesen macht Spaß!“ Dann müsste Deutsch ja das absolute Lieblingsfach sein? „Quatsch, Sport und Schwimmen.“
Floh-Lesetraining ist ein langfristig angelegtes Förderkonzept für Grundschulen ab Klasse 1. Kostenlos teilnehmen kann jede Klasse, in denen mindestens drei Schüler „Flohkiste“-Zeitungsabonnenten sind. Die Materialien werden direkt an die Schulen versendet. In Essen machen im laufenden Schuljahr 43 Klassen mit. Anmeldungen bei der Stiftung Lernen sind nach den Sommerferien wieder möglich. Weitere Infos unter www.floh-lesefitness.de.