Essen. Das Projekt „Sichere Ruhr“ fragt Bürger, wie sie sich das Schwimmen in Fluss und Baldeneysee vorstellen - und ob sie dafür auch bezahlen würden. Jetzt stellten die Veranstalter die drei Szenarien vor, die in einem Workshop entwickelt wurden. Variante 1: Baden ist überall dort legal, wo die Ruhr frei zugänglich ist.

Ruhr und Baldeneysee sollen zu Badegewässern werden – das wünschen sich viele Essener. Ende April waren sie eingeladen, sich Gedanken darüber zu machen, wie dieser Wunsch konkret umgesetzt werden könnte und was dabei zu beachten wäre. Veranstaltet wurde der Workshop in Werden vom Projekt „Sichere Ruhr“, das bis Ende 2014 eine Empfehlung zum Baden in Ruhr und See erarbeiten wird.

Jetzt stellten die Veranstalter die drei Szenarien vor, die im Workshop entwickelt wurden: 1. Baden ist überall dort legal, wo die Ruhr frei zugänglich ist. 2. Es wird eine überwachte Badeanstalt mit Toiletten, Umkleiden und Gastronomie eingerichtet, bevorzugt am Baldeneysee. Doch während sich das freie Baden bei den Workshop-Teilnehmern großer Beliebtheit erfreute, wird die Badeanstalt von manchem als mutlos und zu kommerziell empfunden. „Wieso wird uns das Gefühl vermittelt, wir seien zu blöd, um Strömungen einzuschätzen?“, fragt etwa Julia auf der Sichere-Ruhr-Homepage. Und weiter: „Wie rechtfertigt man die Flächenversieglung für Parkplätze, den Müll beim Imbiss und vor allem die Privatisierung des Flusses?

Ein drittes Szenario

Auch wegen solcher Bedenken gibt es ein drittes Szenario, das zwischen den Extrempositionen liegt: Gekennzeichnete Badestellen in Uferbereichen, wo keine größeren Konflikte mit Anglern, Schifffahrt oder Wassersportlern zu befürchten sind. Und wo schon heute trotz Verbots gebadet wird. Eine Info-Tafel mit Notfallnummer, vielleicht ein Badesteg – viel mehr an Ausstattung brauche es nicht.

Dieser Kompromiss erfuhr beim Workshop viel Sympathie, ob er sich am Ende durchsetzt, ist noch offen. „Wir werden im Herbst eine repräsentative Telefonbefragung mit 1000 Teilnehmern machen, um herauszufinden, welches Szenario vorn liegt“, sagt Projekt-Sprecherin Rania Lahdo. Dabei wolle man auch fragen, inwieweit die Bürger bereit wären, für das Badevergnügen zu zahlen, was es ihnen wert ist. Denn Kosten für Wartung oder Müllbeseitigung fallen immer an.

Wenn das Ergebnis der Befragung vorliegt, soll im Frühjahr 2014 ein zweiter Bürger-Workshop veranstaltet werden, bei dem das Sieger-Szenario mit Leben gefüllt wird. In ihre Empfehlung an die Politik wollen die beteiligten Wissenschaftler von Universitäten, Ruhrverband und Forschungsinstituten aber nicht nur den Bürgerwillen einfließen lassen. Vielmehr entnehmen sie 18 Monate lang an acht Messstellen zwischen Steele und Mülheim-Styrum alle zwei Wochen Wasserproben. Wie sagt Rania Lahdo: „Grundvoraussetzung für jedes Baden in der Ruhr ist, die Wasserqualität dauerhaft so anzuheben, dass man gefahrlos jede Personengruppe da rein lassen kann.“