Essen. Das Essener Hauptbad bleibt nicht erhalten. Das Amt für Denkmalpflege begründet diese Entscheidung mit den zahlreichen baulichen Veränderungen, die in den Jahrzehnten am Hauptbad vorgenommen worden sind. Für einen Neubau auf dem Thurmfeld nahe der Universität werden schon Vorbereitungen getroffen.
Für jene, die sich für den Erhalt des Hauptbades stark gemacht haben, war es so etwas wie der letzte Strohhalm, an den sie sich klammern konnten. Doch der Strohhalm trägt nicht: Das Hauptbad an der Steeler Straße wird kein Denkmal. Das Rheinische Amt für Denkmalpflege beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) sprach sich jetzt dagegen aus, das Bad aus den 1950er Jahren unter Schutz zu stellen. Eine anderslautende Empfehlung an die Untere Denkmalbehörde der Stadt wird es von Seiten des LVR nicht geben.
Oliver Meys, wissenschaftlicher Referent beim Amt für Denkmalpflege, begründete die Entscheidung auf Anfrage der WAZ mit den zahlreichen baulichen Veränderungen, die im Laufe der Jahrzehnte am Hauptbad vorgenommen worden sind. Das gelte insbesondere für die Eingangsfront. Diese sei „komplett ihrer ursprünglichen Struktur und Funktion“ beraubt worden, bedauert Meys.
Ein Neubau auf dem Thurmfeld bei der Universität ist vorbereitet
Der Denkmalpfleger räumt durchaus ein, dass er und seine Kollegen beim LVR sich die Entscheidung nicht leicht gemacht hätten. Für seine Zeit sei das zwischen 1954 und 1958 nach dem Entwurf des Architekten P. F. Schneider errichtete Hauptbad ein „sehr innovatives Gebäude“ gewesen. Meys zählt es zu den fortschrittlichsten Bauten der „alten Bundesrepublik“. Ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten aus den 1990er Jahren spricht von einem der „bedeutendsten Beispiele des Bäderbaus der Nachkriegszeit“. Die architekturhistorische Bedeutung wog jedoch nicht schwer genug, als dass es für eine Empfehlung als Denkmal gereicht hätte. „Letztlich ist das immer eine Abwägungsfrage“, sagt Oliver Meys.
Eine ausführliche, schriftliche Stellungnahme seines Amtes steht noch aus. Schon jetzt ist aber klar, dass das Votum des Landschaftsverbandes einem Schlussstrich gleich kommt. Die vom Essener „Arbeitskreis 2030“ aufgeworfene Frage, ob das Hauptbad aller politischen Beschlüsse zum Trotz nicht doch erhalten werden sollte, dürfte damit beendet sein. Für den Neubau auf dem Thurmfeld Nahe der Universität wird das Baufeld bereits vorbereitet. Axel Wiesener, einer der Protagonisten des Arbeitskreises 2030, die die Denkmalfrage aufgeworfen hatten, hätte sich eine andere Entscheidung des Rheinischen Amtes gewünscht.
"Der Stadt ist nicht mehr zu helfen"
Natürlich sei er enttäuscht, entgegnete Wiesener, als er gestern durch die WAZ davon erfuhr. Der Stadt sei eben nicht mehr zu helfen. „Das bisschen an Architektur, das sie hat, lässt sie verkommen“, so Wiesener frustriert. „Wir haben unsere Bürgerpflicht getan.“
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