Essen. Die Bahn-Logistiktochter Schenker baut ihre neue Firmenzentrale - und beseitigt so einen trostlosen Anblick in Essen. Das seit langem leerstehende ehemalige AEG-Gebäude am Hauptbahnhof wird abgerissen und durch einen achtgeschossigen Neubau ersetzt. Ende 2015 soll Einzug für 700 Mitarbeiter sein.

Gute Nachricht für die weitere Entwicklung der Innenstadt: Das lange leerstehende, ehemalige AEG-Gebäude an der Kruppstraße in der Nähe des Hauptbahnhofs wird bald verschwinden. Die Bahn-Logistiktochter Schenker errichtet auf dem Gelände zwischen den Hochhäusern von Thyssen-Krupp und der Postbank ihre neue Firmenzentrale. Das gab die Stadtverwaltung am Donnerstag im Ausschuss für Stadtplanung bekannt. Damit ist nun auch die lange angekündigte Entscheidung gefallen, wo die Schenker-Zentrale in Essen künftig ihren Sitz haben wird. Schenker selbst wollte sich am Donnerstag nicht dazu äußern.

Neben der Innenstadt war zuletzt noch ein Standort in Rüttenscheid im Rennen: das letzte freie Grundstück auf der ehemaligen Festwiese hinter dem neuen Eon-Gebäude. Dieses Gelände gehört der Stadt, die wohl auch Interesse gehabt hätte, es zu vermarkten. Was für Schenker letztlich ausschlaggebend für den Standort Kruppstraße gewesen ist, blieb offen. Ein Schenker-Sprecher sagte lediglich, dass es am Ende auch ein Ringen um den besten Preis war.

Kruppstraße 6 hat eine wechselvolle Geschichte

Das alte AEG-Verwaltungsgebäude an der Kruppstraße steht schon viele Jahre leer und bietet Passanten einen trostlosen Anblick. Nun soll an seine Stelle ein maximal achtstöckiger Neubau mit über 20 000 Quadratmetern Bürofläche errichtet werden. Ein neues Bebauungsplanverfahren braucht Schenker nicht, da die geplante Bauhöhe im Wesentlichen dem jetzigen Gebäude entspricht. Ein solches Verfahren hätte die Fertigstellung des Projekts zudem weiter verzögert. Grundstück und Gebäude gehören dem Essener Immobilienunternehmen Kölbl Kruse, das dem Vernehmen nach auch als Projektentwickler für den Schenker-Bau auftreten wird. Schenker wird nur Mieter sein.

Die Kruppstraße Nummer 6 gehört eigentlich zu den Filetgrundstücken in der Innenstadt, hat aber bereits eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Ursprünglich wollte die Wiesbadener KPE-Gruppe ein Hochhaus an diese Stelle setzen, was wegen der Nachbarschaft zunächst nicht grundsätzlich problematisch erschien. Für 140 Millionen Euro sollte ein gigantischer Büro- und Hotelkomplex entstehen, der die bestehenden Hochhäuser deutlich überragt hätte. Daraus wurde nichts, auch weil die Planungsverwaltung und maßgebliche Kommunalpolitiker sich nie recht mit einem weiteren Hochhaus dieser Dimension anfreunden konnten. Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Investments kamen hinzu. Nun sollen bis Ende 2015 die 700 Mitarbeiter von Schenker an die neue Adresse ziehen. Bislang sind sie auf sieben Standorte im Stadtgebiet verteilt. Eigentlich wollte Schenker den Neubau schon 2014 beziehen. jetzt kommt er mit Verspätung.