Essen. In Rüttenscheid baut der Essener Erzeuger Steag derzeit einen Teil des Kraftwerks auf erneuerbare Energiegewinnung um. Ab Mitte 2014 wird dort auch Strom produziert. Die Versorgung der Haushalte mit Fernwärme ist trotz der Bauarbeiten nicht in Gefahr.
Die für ihre Kohlekraftwerke gescholtene Steag investiert in Essen in „grüne“ Energie. Das Unternehmen rüstet derzeit das Heizwerk in Rüttenscheid mit einem Blockheizkraftwerk (BHKW) aus. „Damit ist die Standortsicherheit bis weit ins nächste Jahrzehnt gesichert“, so der Energieerzeuger, der zu Teilen den Stadtwerken Essen gehört. Das Heizwerk Rüttenscheid wurde im November 1979 in Betrieb genommen. Es dient u.a. zur Versorgung des Klinikums und des Krupp-Krankenhauses.
Ressourcen- und umweltschonend
Einer der vier herkömmlichen Kessel, die derzeit mit Kohle und Gas Wärme produzieren, wird ersetzt, sagte ein Steag-Sprecher. Mit dem BHKW wird künftig am Standort auch Strom erzeugt (Kraft-Wärme-Kopplung). Blockheizkraftwerke gelten als ressourcen- und umweltschonend, weil sie für die gleiche Menge Energie weniger Rohstoffe brauchen. Das BHKW in Rüttenscheid wird mit Biomethan, auch als Bioerdgas bezeichnet, beheizt. Geruchsprobleme treten bei der Verbrennung nicht auf, versichert die Steag.
Die Versorgung der Haushalte mit Fernwärme ist trotz der Bauarbeiten nicht in Gefahr, sagt die Steag. Das Fernwärmenetz werde schließlich von mehreren Kraftwerken der Steag gespeist. Allerdings müssen sich vor allem die Anwohner der Walpurgisstraße in den kommenden Monaten wegen der Bauarbeiten auf mehr Verkehr, Lärm und Dreck einstellen.
Versorgung von 8800 Einfamilienhäuser
Die Steag investiert in das BHKW 6,5 Millionen Euro. Es wird jährlich rund 35.000 Megawattstunden Strom erzeugen, damit können 8800 Einfamilienhäuser versorgt werden. Die gewonnene Wärme wird in das Fernwärmenetz der Steag Fernwärme abgegeben. Pro Jahr rund 33.000 Megawattstunden sind ausreichend zur Versorgung von etwa 1800 Einfamilienhäusern.
In Deutschland betreibt die Steag über 200 solcher dezentralen Kraftwerke wie das in Rüttenscheid, hinzu kommen zehn große Kraftwerke im Inland und drei im Ausland. Die Groß-Kraftwerke werden mit Steinkohle und Gas betrieben. Seit bei der Steag jedoch die kommunalen Stadtwerke als Mehrheitseigner am Ruder sind, steigt der politische Druck. Kommunalpolitiker nicht zuletzt der Grünen wollen, dass das Unternehmen im Sinne der Energiewende stärker als bislang in erneuerbare Energien investiert. Hinzu kommt, dass die Steag-Kraftwerke im Inland immer schwerer gewinnbringend betrieben werden können, weil Strom aus erneuerbaren Energien Einspeisevorrang hat.
Wird das Heizwerk in Rüttenscheid eines Tages komplett auf die „grüne“ Linie umgerüstet? Das sei noch nicht spruchreif, hieß es.