Essen. Sutter-Tochter „Regiodot“ erhält den Zuschlag für die Domain-Endung „.ruhr“. Ab Sommer wird vermarktet.
Eigentlich wollte Bernhard Lüders es am vergangenen Freitagabend ruhig angehen lassen, sich mit seinem Sohn in einem Restaurant in Werden treffen und die lokale Küche des Ruhrtals genießen. Aber daraus wurde nichts, dank einer SMS, die ihm seine Mitarbeiterin Anja Elsing aufs Mobiltelefon schickte. „Es kam mir kryptisch vor“, erinnert sich der Chef des Sutter Telefonbuchverlags. Und irgendwie verstand er auch nicht auf Anhieb, was seine Projektmanagerin zu später Stunde von ihm wollte. „Pass“, stand in der Kurzmitteilung, die ihn noch bis in die frühen Morgenstunden beschäftigen sollte.
Denn neben seinem Job bei Sutter und abgesehen von der Fliegerei geht Lüders einer weiteren, zeitaufwendigen Tätigkeit nach. Der Werdener ist Chef bei der Firma „regiodot“, die ebenfalls an der Bottroper Straße sitzt. Sie wurde auf Initiative der Inhaber des Sutter Telefonbuchverlags gegründet, um sich bei der Icann, der „Internet Corporation for Assigned Names and Numbers“, in Los Angeles um die Endung „.ruhr“ für Adressen im Internet zu bewerben. Den umfangreichen Prüfprozess der zentralen Internet-Verwaltungsorganisation Icann hat sie erfolgreich beendet. „Pass“ für „bestanden“ schrieb die Icann im Internet. Und Anja Elsing in ihrer SMS an Lüders. Das Ruhrgebiet bekommt eine eigene Adresse.
1.200 neue Domain Endungen
„Ich hatte erst in einigen Wochen mit einer Antwort aus Amerika gerechnet und wollte es gar nicht glauben“, sagt Lüders, der zur Feier des Tages am Montag zusammen mit seinen Kollegen die Sektkorken knallen ließ. Insgesamt soll es 1200 neue Domain-Endungen geben – so hat es die Icann, aus Sicht vieler die Weltregierung des Internets, beschlossen. „Wir sind ein Teil der Revolution des Internets“, sagt Elsing, die bei „regiodot“ die Inbetriebnahme der neuen Ruhrgebiets-Endung vorbereitet. Im Spätsommer soll’s so weit sein, dann können zuerst Organisationen, Firmen und Bürger des Ruhrgebiets sich die Domains sichern. „Für uns ist das absolutes Neuland. So etwas haben wir noch nie gemacht“, sagt Lüders, der dennoch „sehr zuversichtlich“ ist, mit Partnern aus der Region das Projekt zu stemmen.
Regiodot wird, ähnlich wie die für „.de“-Domains zuständige DENIC, Domains nicht direkt an die Endverbraucher vermarkten, sondern mit so genannten Registratoren wie Strato und 1und1 kooperieren. An diesem Geschäft wolle sich die Mutterfirma, der Sutter Verzeichnisverlag, ebenso beteiligen. Auch dort zeichnet Lüders verantwortlich.
Um die Verletzung und den Missbrauch ihrer Marken und Schutzrechte zu vermeiden, können dessen Inhaber diese übers sogenannte „Trademark Clearinghouse“, ein digitales internationales Markenverzeichnis, ab 115 Euro eintragen lassen.
Die Icann empfiehlt Firmen und Organisationen, die ihre Rechte wahren wollen, frühzeitig von Patent- und Rechtsanwälten beraten zu lassen (Infos: www.trademark-clearinghouse.com). Von den ursprünglich 1930 Bewerbungen um etwa 1.200 Domain-Endungen, die bei der Icann eingegangen sind, beziehen sich 66 auf geografische Namen, 116 sind internationalisierte Endungen in chinesischer, arabischer oder kyrillischer Schrift. Bewerbungen kamen aus 60 Ländern: 911 aus Nordamerika, 675 aus Europa, 17 aus Afrika, 303 aus dem asiatisch-pazifischen Bereich und 24 aus Lateinamerika / der Karibik. Beispiele sind etwa: .apple, .amex, .aol, .bauhaus, .bayern, .berlin, .blog, .book., .art, .dubai, golf, .hamburg, .hotel, .lidl, .pizza, .saarland, .sap, .schmidt, .schaeffler, .schwarz, .sex, .sport, .spiegel und .theater. Für 149 wurde nunmehr der ersehnte Zuschlag „Pass“ erteilt (Infos dazu: www.icann.org).
„.rwe“ landete auf Platz 1147
Noch nicht so weit geschafft hat’s die RWE AG, die sich um die Top-Level-Domain „.rwe“ beworben hat. Und weit abgeschlagen auf Platz 1147 der Liste landete.