Essen. Der „Business and Professional Women Club Essen“ kämpft um gleiche Löhne für Männer und Frauen.

Viel Dienst, wenig Verdienst – das sei kein guter Stil, sagt Ursula Schweitzer. Und mit Stilfragen kennt sich die Bocholderin aus – als Farb-, Stil- und Imageberaterin. Wie stillos es in der Gesundheitssparte zugeht, weiß die Projektleiterin des „Equal pay day“ in Essen, des Gleichbezahltags, aus erster Quelle – von ihrer Schwester und zwei Nichten. Als Schweitzers Schwester ihr vor zwölf Jahren von ihrer Arbeit mit und für hilfsbedürftige ältere Mitbürger erzählte, habe sie noch mit großer Freude gesagt: „Dieses Pflegeheim kann ich mir für mich später auch vorstellen.“ Im Lauf der Zeit änderte sie ihre Meinung komplett und so bekräftigte ihre Schwester kürzlich: „In dieses Haus würde ich selbst später niemals gehen.“ Warum? „Schuld sind der Qualitätsabbau, schlechte Bezahlung, Arbeitsverdichtung und viel mehr schwere Pflegefälle als früher“, betont Ursula Schweitzer, „und das in einem Sektor, dem Gesundheitswesen, der so viel zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt, wie der Kraftfahrzeugbau und der Maschinenbau zusammen.“

Der geringere Lohn in frauendominierten Berufen sei eine wesentliche Ur­sache für den statistischen Gehaltsunterschied zwischen Frauen und Männern. Er liege bei 22 Prozent. „Frauen müssen bis zum 21. März des Folgejahres arbeiten, um genauso viel zu verdienen wie Männer bis zum 31. Dezember des Vorjahres“, beklagt Mandy Hindenburg, Vorsitzende im 2007 ins Leben gerufenen Verein „Business and Professi­onal Women Club Essen“ (BPW ), in dem sich auch Schweitzer engagiert. Der Verein will Frauen eine Plattform für den beruflichen Austausch, gegenseitige Unterstützung und Motivation sowie Fortbildung bieten – und das nicht nur am 8. März, dem internati­onalen Frauentag.

Auf prekäre Situation aufmerksam machen

Um auf die prekäre Situation aufmerksam zu machen und ihr Ziel „gleiche Bezahlung für Frauen und Männer“ zu erreichen, fordern seine Mitstreiter am „Equal pay day“ die Politik und Wirtschaft auf, endlich für Lösungen zu sorgen, um berufliche Chancen von Frauen zu verbessern. „Frauen, haltet zusammen!“ – diesen klassenkämpferischen Appell richtet Ursula Schweitzer auch an alle Essenerinnen – und lädt sie zur Workshop- und Vortragsreihe des BPW ein. Dem BPW Club Essen gehören engagierte Frauen aller Altersgruppen aus verschiedenen Berufen und Branchen an, Angestellte, Unternehmer-, Freiberufler-, Berufseinsteiger- und Wiedereinsteigerinnen sowie Fach- und Führungskräfte. Monatlich finden Clubabende, Netzwerkabende, Vorträge, Ausflüge und weitere Aktionen für Frauen im Berufsleben statt.

Anerkennung erfahren die Frauen, die für finanzielle Gleichstellung im Beruf kämpfen, auch von Teilen der Wirtschaft und Politik sowie von den Gewerkschaften: So unterstützten Essens Bundestagsabgeordnete Petra Hinz (SPD) und Kai Gehring (Grüne) zum Projektstart gestern die Forderungen der Frauen in einer Po­diumsdiskussion. Und auch Dieter Hillebrand, DGB-Regionsvorsitzender für Mülheim, Essen und Oberhausen: „Es kann nicht sein, dass Menschen, die am Menschen arbeiten weniger verdienen als Menschen an Maschinen.“ Dass sich daran etwas ändert, sei dem DGB eine Herzensangelegenheit. Und: Dass Frauen in Führungspositionen bald Normalität statt Einzelfälle sind. Mandy Hindenburg und Ursula Schweitzer haben dem nichts hinzuzufügen.

Das Programm zum „Equal Pay Day“ 2013

  • 13. März, 10 Uhr: Workshop „IQ, EQ, KQ - Konfliktintelligenz, was ist das?“. Referentin: Dr. Kerstin Bruns Coach, Systemische Beraterin. Ort: Unperfekthaus*, Friedrich-Ebert-Straße 18 in der Innenstadt.
  • 14. März, 17.30 Uhr: Vortrag „Lohnlücke gleich Rentenlücke, Alternativen zur Altersarmut!“. Referentin: Mandy Hindenburg Finanzfachfrau. Ort: Unperfekthaus*
  • 15. März, 11 Uhr: Podiumsdiskussion „Gesundheitsberufe - Viel Dienst, wenig Verdienst - Wir müssen handeln!“ im Unperfekthaus*
  • 15. März, 14 Uhr: Speedcoaching „20 Minuten für mehr Gehalt“ Ort: Unperfekthaus*. Wegen der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Voranmeldung unter hindenburg@bpw-essen.de erforderlich.
  • 19. März, 17 Uhr: Vortrag „Starke Verhandlung durch Körperbewusstsein“. Referentin: Sabine Grosser Beraterin, Coach und Trainerin. Ort: Unperfekthaus
  • 20. März, 17.30 Uhr: Vortrag „Was Frau trägt und wie sie wirkt!“. Referentin: Ursula Schweitzer Zertifizierte Farb-, Stil- und Imageberaterin, Ort: Unperfekthaus*
  • 21. März, 15 Uhr: Infostand und „Rote-Taschen-Aktion“, Ort: Fußgängerzone, Kettwiger Straße
  • 21. März, 17 Uhr: Abschlussevent auf dem Burgplatz.
  • Weitere Infos gibt es im Internet unter: www.bpw-essen.de


*Die Teilnahme ist kostenlos; zu beachten ist, dass im Unperfekthaus ein Eintritts-/Getränkebeitrag von pauschal 6,50 Euro pro Person für 5 Stunden erhoben wird.