Essen. . Die 1. Altenessen-Konferenz in der Zeche Carl war für die Veranstalter ein, nicht für möglich gehaltener, Erfolg. Rund 300 Gäste folgten dem Aufruf der katholischen und der evangelischen Gemeinde, der Interessengemenschaft Altenessen (IGA) und dem Essener Verbund der Immigrantenvereine.
Die 1. Altenessen-Konferenz in der Zeche Carl war für die Veranstalter ein, in der Form nicht für möglich gehaltener, Erfolg. Rund 300 Gäste folgten dem Aufruf der katholischen und der evangelischen Gemeinde, der Interessengemenschaft Altenessen (IGA) und dem Essener Verbund der Immigrantenvereine.
„Das ist unglaublich, das ist schon so etwas wie ein Aufbruch“, konnte Pfarrer Achim Gerhard-Kemper auch nach rund zwei Stunden Konferenz immer noch nicht seine Begeisterung verbergen. Seit einigen Jahren brodelt es im Schmelztiegel Altenessen. Massenschlägereien, Dreckecken oder Bauruinen brachten die Bürger hier ebenso auf die Palme, wie das negative Image ihres Heimatstadtteils bei einer breiten Öffentlichkeit.
Großer Andrang bei Konferenz
Das „Aktionsbündnis sicheres Altenessen“, die Installierung des Bund-Länder-Programms im besonders belasteten Stadtteil Altenessen-Süd und vieles mehr: Viel hat sich in der jüngeren Vergangenheit von der „professionellen Seite“, der der Institutionen, her getan. Die Stadtteilkonferenz soll nun den Bürgern die Bühne öffnen. Und das tat sie: Gemeindemitglieder, Vereinssportler, Aktive aus Bürgerinitiativen, Profis aus dem Sozialsektor, Migranten, Hausbesitzer, Geschäftsleute oder schlicht interessierte Einzelpersonen saßen an diesem frühen Sonntagmittag einträchtig nebeneinander, um über Stärken und Schwächen des Stadtteils zu sprechen – so weit überhaupt genug Sitzmöglichkeiten vorhanden waren.
„Ich bin einigermaßen überwältigt“, stellte Moderator Klaus Wermker – ehemaliger Leiter des städtischen Büros für Stadtentwicklung – fest, noch während fleißige Helfer ein paar Stühle heranschafften. Wer noch Zweifel hatte, ob die Zeche Carl mitten im Stadtteil angekommen ist, der wurde am Sonntag eines Besseren belehrt. Auch Laudator Oberbürgermeister Reinhard Paß stellte fest: „Das bürgerschaftliche Engagement ist wieder in Sicht.“
Das Image polieren
Vielfältig sind die Problemlagen vor Ort und vielschichtig sind die Wünsche der Bürger, so viel ist nach rund zwei Stunden Stadtteilkonferenz klar. Viel Ärger hat sich bei vielen Besuchern angestaut über die Bilder im Kopf, die man sich im Rest der Stadt über den Norden und insbesondere Altenessen macht hat.
„Diese Bilder ändern sich langsamer, als die Realität selbst“, leitete Wermker den Vortrag vom Marketingprofi Ulrich Weinstock, ehemals Chef der Essener Marketinggesellschaft, ein. „In diesen Kampf um die Bilder im Kopf wollen wir heute ziehen“, sagte Weinstock und präsentierte die positive Habenseite mit u.a. Marienhospital, zahllosen Grünflächen und der Zeche Carl: „Wir müssen ins graue Image bunte Tupfer setzen und uns bemühen anders zu sein“, appellierte er.
Einstellen auf eine zähe Entwicklung
Neben den Bildern im Kopf waren selbstverständlich die auf und neben den Straßen im Stadtteil interessant für die Besucher. „Viele meine Freunde sind aus gutem Grund fortgezogen. ich möchte aber gerne hier bleiben“, sprach eine Besucherin sicherlich auch vielen anderen aus der zwiegspaltenen Seele. So viel psychologische Aufbauarbeit man auch vor Ort leistet, so aufmerksam wird man hier die Entwicklungen auf den Themenfeldern verfolgen, die die zweite Fragerunde der Konferenz an den Tag brachte: störende Gewerbe, Müllprobleme, die benachteiligten und schon teilweise verwaisten Strecken Gladbecker und Altenessener Straße, soziale Probleme und viele mehr. Klaus Wermker warnte vor Enttäuschungen: „Das wird ein langer Dauerlauf und kein kurzer Sprint.“
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„Wir möchten uns gerne zwei bis drei Mal im Jahr treffen“, kündigte Klaus Wermker, ehemaliger Leiter des städtischen Büros für Stadtentwicklung, an. Der nächste Termin soll kurz vor den Sommerferien stattfinden. Wermker appellierte an die Gäste: „Laufen Sie uns nicht unterwegs wieder davon.“