Essen. Für ideologisch motivierte Straßenumbenennungen gibt es in Essen keine Mehrheit. Das ist spätestens seit dem Ergebnis des Bürgerentscheids klar, bei dem sich am Sonntag gut 80 Prozent der Wähler gegen die Umbenennung der Von-Seeckt- und Von-Einem-Straße aussprachen.
Die Schlacht ist geschlagen, das Ergebnis klarer als erwartet: Die Bürger haben einer Politik eine Absage erteilt, die von hoher Warte aus bestimmen wollte, welche historischen Persönlichkeiten auf Straßenschildern zu dulden sind und welche nicht. Spätestens durch das brachiale Hitler-Plakat wurde es auch Bürgern zu bunt, die sich anfangs vielleicht gar nicht so sehr für das Thema interessierten.
Wer der deutschen Geschichte Grautöne abgewinnt statt nur schwarz-weiß zu denken, braucht sich deshalb noch lange nicht die Nazi-Keule um die Ohren hauen zu lassen. Für ideologisch motivierte Straßenumbenennungen, das ist nun klar, gibt es in Essen keine Mehrheit.
Und es wäre gut, wenn die äußerst sendungsbewussten Stadtteilpolitiker sich jetzt wieder Themen zuwenden, die den Bürgern auf den Nägeln brennen, statt ihre verliehene Macht zu nutzen, um geschichtspädagogischen Hobbys nachzugehen. Der Bürgerentscheid ist vor allem eine Mahnung an die SPD, einer Partei, die mal stolz darauf war, nah beim Bürger zu sein. Beim Straßenstreit war sie es definitiv nicht.