Essen.. Ludger Kamphausen, Chef der Essener Taubenklinik, schlägt vor, die Vögel in der City einzufangen und in einer Freiflughalle unterzubringen, um den Bestand dort weiter zu dezimieren. Der Plan findet immer mehr Befürworter.
Ludger Kamphausen, der Chef der Essener Taubenklinik, hat Bewegung gebracht in die Debatte um die Eindämmung der Taubenplage in der Innenstadt. Sein Vorschlag: Die Innenstadt-Tauben werden eingefangen und in einer zentralen Freiflughalle angesiedelt. Dort wird ihre Vermehrung gestoppt, indem die Eier durch Gipsattrappen ersetzt werden. Der Plan findet immer mehr Befürworter.
Dass der Plan im Prinzip funktioniert, beweist die Jugendhilfe seit mehr als drei Jahren am Kopstadtplatz. Auf dem Dach des Allbauhauses betreibt „Taubenvater“ Karl Poczesniok mit seinen Jugendlichen in Qualifizierungsmaßnahmen eine Taubenstation, in der die Tiere gefüttert und ihre Eier ausgetauscht werden. Ergebnis: Der dort gezählte Taubenbestand hat sich seit Dezember 2008 von 1270 auf 610 verringert. Um die 130 Eier im Monat werden ausgetauscht. Ganz nebenbei erspart die Station der Stadt jährlich mehr als zwei Tonnen Taubenkot.
Kamphausen-Vorschlag kam gerade recht
Das Handwerkszeug zum Einfangen der Tiere hat Poczesniok ebenfalls zur Hand. Seine selbst konstruierten Fallen mit Futter als Köder hat er eigentlich entwickelt, um ausgebüxte Brieftauben und kranke Tiere zu fangen. Sie taugen aber auch, um schnell eine große Zahl von Tieren einzufangen. Oft und gern verspricht er: „Mit meinen Fallen und meinen Jungs mache ich Venedig taubenfrei!“
Nach dem Vorbild dieser Station hatte die Verwaltung eigentlich eine ganze Reihe von Stationen auf die Dächer der Stadt stellen wollen. 19 Standorte wurden abgeklappert - ohne Erfolg. Zu nah an Kindertagesstätten (Haus des Sports), zu hoch (Rathaus), zu gefährlich (Jobcenter Bernestraße) - oder die Eigentümer winkten dankend ab wie Unperfekthaus-Chef Wiesemann oder die Deutsche Bahn für den Hauptbahnhof .
Nach diesen Rückschlägen kam der Kamphausen-Vorschlag dem Arbeitskreis Stadttauben gerade recht. Taubenklinik-Ärztin Elisabeth Peus erläutert die Vorzüge einer zentralen Freifluganlage: „Dort können wir die Tiere richtig füttern, den Kot gut entfernen, sie medizinisch im Auge behalten und Eier austauschen. Schließlich ist die Vermehrung das Hauptproblem.
Geld schon teilweise vorhanden
Ein Betreiber steht auch schon zur Verfügung. „Wir wären bereit, das zu machen. Wenn Politik und Jobcenter mitziehen, können wir eine Voliere aufstellen und betreiben“, sagt Thomas Virnich, bei der Jugendhilfe zuständig für die Jugendberufshilfe. „Das Fachwissen haben wir, außerdem steht uns die Taubenklinik zur Seite.“ Selbst das Geld für den Bau stehe schon teilweise zur Verfügung.
Diese Botschaft kommt gut an in der Verwaltung. „Die Stadt unterstützt die Pläne der Jugendhilfe“, sagt Ordnungsamtsleiter Günther Kraemer. Derzeit werden verschiedene Standorte überprüft. Bis zum Sommer will die Stadt dem Arbeitskreis Vorschläge machen können.
Zu Besuch in der einzigen Taubenklinik der Welt
Was muss eine Freiflughalle bieten? „Viel Platz zum Fliegen und zum Nisten, möglichst viel Tageslicht“, sagt Jugendhilfe-Sprecher Tani Capitain. Thomas Virnich ergänzt: „Ein ehemaliges Industriegebäude könnte passen. Aber die Standortfrage ist Sache der Politik.“