Essen.

Der ADAC hält den „Schilderwald“ in Essen für viel zu dicht. Horst Müssener kann dem Lobbyverband da nur beipflichten. Als Fahrlehrer kennt er sich aus im Straßendschungel. Und von Berufs wegen hat Müssener die Stadt über Jahrzehnte dabei unterstützt, wenn es bei der Verkehrsschau um die Frage ging, ob die Beschilderung sinnvoll oder gar für Verkehrsteilnehmer verwirrend ist – bis die Stadt die Zusammenarbeit aufkündigte.

1500 Fälle dokumentiert

Dass so manches überflüssige oder irreführende Verkehrsschild im Straßenraum zu finden ist, weiß Müssener aus eigener Anschauung. 1500 Fälle hat er im Laufe der Jahre mit der Kamera dokumentiert und der Stadt zur Verfügung gestellt. Alles ehrenamtlich, wie er betont.

Nicht, dass die Verkehrsbehörde Kritik oder Anregungen ignoriert hätte, sagt Müssener. Beschilderungen, die für Autofahrer oder Fußgänger sogar lebensgefährlich waren, seien noch am selben Tag geändert worden. Anders, wenn es sich um weniger brisante Beispiele handelte. . . Dass der Schilderwald von Jahr zu Jahr gewachsen sei, wie die Stadt einräumt, überrascht Müssener jedenfalls nicht. „Ein Viertel der Schilder könnte getrost weg“, ist der Fahrlehrer überzeugt.

Schilderwald aucfür Verkehrsveteranen zu viel

Die Diskussionen mit Vertretern der Verkehrsbehörde hat Müssener als oft kontrovers, aber anregend in Erinnerung. „Wir haben uns auch gefetzt.“ Die Zusammenarbeit habe Ende 1960er Jahre ihren Anfang genommen, als sich bei Fahrprüfungen im öfter zeigte, dass selbst die Prüfer angesichts unklarer Beschilderung nicht immer einig waren, wie sich Prüflinge zu verhalten haben.

Auch wenn sich die Fahrlehrer immer mal dem Vorwurf ausgesetzt sahen, sie wollten ihren Schülern nur die Fahrprüfung erleichtern, sei die Zusammenarbeit mit der Stadt fruchtbar gewesen. „Bis zum Besuch einer Dame von der Bezirksregierung. Die unsere Runde wohl für eine Art Kaffeerunde hielt“, sagt Müssener.

Zusammenarbeit war angekündigt

Bald darauf habe die Verkehrsbehörde die Zusammenarbeit mit den Fahrlehrern aufgekündigt. Die Verkehrsschauen würden neu organisiert, lautete seinerzeit die Begründung, erinnert sich Müssener.

Dass die Verkehrsbehörde kürzlich gegenüber dieser Zeitung erklärte, die Verkehrsschauen würden mangels Personal ausgesetzt und dabei auf den ständigen Austausch mit der Polizei verwies, überrascht den Fahrlehrer. Schreibt die Straßenverkehrsordnung doch vor alle zwei Jahre „eine umfassende Verkehrsschau vorzunehmen, auf Straßen von erheblicher Verkehrsbedeutung und überall dort, wo nicht selten Unfälle vorkommen, alljährlich (...), wie es im Gesetzestext heißt. „Aber unsere Hilfe“, bedauert Müssener, „war ja nicht mehr erwünscht“.