Essen. . Der Aufruf des FDP-Fraktionschefs an die Bürger, überflüssige Verkehrsschilder zu melden, stößt nicht nur auf Zustimmung.
Hans-Peter Schöneweiß ist als Wutbürger noch nicht in Erscheinung getreten – bisher. Der Aufruf des FDP-Fraktionschefs, die Essener mögen die Liberalen anrufen und überflüssige Verkehrsschilder melden, geht allerdings in diese Richtung: Im „Schilderwald“ der Stadt stecke Einspar-Potenzial durch Abholzen. Das Geld könne dem Haushalt zugute kommen, meint der Ratsherr. Herrscht blanker Wirrwarr auf Essens Straßen, oder hat sich die FDP im Schilderwald verlaufen?
„Wir wollen auf einen Missstand aufmerksam machen“, sagt Fraktionsgeschäftsführer Horst Janke. Alle 200 Fahrschulen in der Stadt habe man ebenso angeschrieben. „Wir haben bei der Stadt angefragt. Man konnte uns nicht sagen, wie viele Schilder es gibt“, so Janke. Er hält das für „aberwitzig“, tausende Verkehrszeichen sieht er als mögliches Einsparpotenzial. Und wie viel Euro bringt das? „Dazu kann ich keine seriöse Zahl nennen“, erklärt Janke und verweist wiederum auf die nicht vorhandenen Zahlen der Stadt. „Das ist unser Problem.“
Vorschläge sollen auf Plausibilität geprüft werden
Von ersten Klagen kann er dagegen bereits berichten: Anrufer stießen sich am teuren Parkleitsystem, das man so schnell gar nicht wahrnehmen könne; an einer Ampel für Reiter am Stadtwaldplatz, einer zu langen Rotphase einer Ampel an der Klusenkapelle in Bredeney, an Halteverbotsschildern an der Frohnhauser beziehungsweise Wickenburgstraße, oder an Lkw, die an Markttagen Bodenmarkierungen für Blinde am Ehrenzeller Markt zuparkten. Abweichungen vom Thema, geschenkt. Die Vorschläge sollen in den Parteigremien auf Plausibilität geprüft werden und gegebenenfalls in die Bezirksvertretungen und den Verkehrsausschuss des Rats wandern.
Zwar antwortet die Verwaltung professionell auf Nachfragen zum Thema, aber bei manchem Gegenüber am Telefon hört man Durchatmen und genervtes Stöhnen, auch im Presseamt. „So ein Wald wächst, eine genaue Zahl gibt’s leider nicht. Wir führen keine Kartei, die die Schilder darlegt“, sagt Waldo Dahl von der Verkehrsbehörde. Zwischen 120.000 und 150.000 Stück sind’s, schätzt später Stadtsprecherin Nicole Mause.
Hinweise kommen auch von der Polizei
„Die Annahme, dass das Entfernen von Verkehrszeichen zu Einsparungen führt, ist irrig“, meint Dahl. Schließlich benötige man auch Personal um überprüfen und gegebenenfalls auch abbauen zu können. Ein Schild halte fünf bis sechs Jahre. Wie viele jährlich benötigt werden und was ihr Erhalt kostet, kann die Stadt zwar nicht sagen, aber: „Die Schilder, die wir bestellen, sind Ersatz für andere, keine Neuaufstellungen.“ Man versuche bereits gegenzusteuern, dass es nicht mehr würden. Seine Erfahrung: Bürgervorschläge führen eher zu einem Mehr an Schildern.
Dass der Bestand vernachlässigt werde, weist Dahl zurück: Man fahre die Straßen ab und kontrolliere vor Ort. Hinweise auf unübersichtliche Punkte kommen auch von der Essener Polizei. „Wir geben das an die Stadt weiter, wenn uns etwas auffällt“, so Sprecher Peter Elke – ohne großes Brimborium.