Essen. . Aus der privaten Kunstakademie in Essen-Kupferdreh soll sich eine staatlich anerkannte Hochschule gründen. Die „Hochschule für Bildende Künste“ will ab Oktober drei Bachelor-Studiengänge anbieten. Geplant ist der Start für das Wintersemester mit rund 40 Studenten.

Die Hochschullandschaft bekommt Zuwachs: Ab Oktober will die in Gründung befindliche „Hochschule für Bildende Künste“ (HBK) in Kupferdreh drei Bachelor-Studiengänge in Bildhauerei und Plastik, Fotografie und Medien sowie Malerei und Grafik anbieten.

Die neue private Hochschule, deren staatliche Anerkennung in der Endphase ist, entsteht aus der bisherigen Freien Akademie der bildenden Künste (fadbk). Vom ersten Konzept bis zur Akkreditierung der Studiengänge war es für die Verantwortlichen ein jahrelanger Gedulds-Akt, der nun offenbar zu Ende geht. Ein Semester wird für Vollzeit-Studenten mit rund 1900 Euro nicht gerade günstig sein. Anders seien die Betriebskosten aber nicht zu deckeln, denn vom Land bekommt die Privathochschule kein Geld.

Derzeit 150 Studenten aus NRW

Der Blick aufs Geld mag abschrecken, aber dass die Idee funktioniert, beweist die seit 2001 stetig gewachsene fadbk. Derzeit sind 150 Studenten aus ganz NRW eingeschrieben – bei nicht wesentlich geringeren Gebühren von rund 1560 Euro pro Semester. Entscheidender Unterschied ist die künftige Bewertung der Abschlüsse: Bisher vergibt die freie Kunstakademie offiziell nicht anerkannte Akademie-Briefe.

Mit dem „Bachelor of Fine Arts“, den eine vom Land zertifizierte private Agentur akkreditiert hat, fällt dieses Manko weg. „Die Stimmung ist gut. Ich bekomme viele positive Rückmeldungen“, sagt fadbk-Leiter Stephan Schneider zufrieden.

Bankbürgschaft muss vorgewiesen werden

Geldgeber hinter dem Projekt ist neben dem Förderverein laut NRZ-Informationen vor allem die Unternehmensberatung Timpe-Gruppe, der das Areal gehört und die Aktionär der fadbk ist. Der eher medienscheue Michael Timpe ist neben Schneider und einem weiteren Partner Mitglied des Gründungspräsidiums der HBK.

Die Unternehmensberatung kümmert sich im Hintergrund um die Verwaltung der freien Akademie. Eine siebenstellige Bankbürgschaft – Quellen sprechen von rund einer Million Euro – müssen die Verantwortlichen vorweisen, um bei einer Insolvenz den eingeschriebenen Studenten die Möglichkeit zu geben, dennoch den Abschluss erwerben zu können. Steigt die Studentenzahl, erhöht sich auch dieser Betrag.

40 Studenten als Eröffnungsziel 

Mit rund 40 Studenten möchte man im Wintersemester 2013/2014 beginnen. Eine räumliche Expansion ist dazu nicht nötig, der bisherige Standort der fadbk in den Backsteingebäuden der ehemaligen Zeche Prinz Friedrich am Baldeneysee wird auch der HBK Platz bieten. „Wir sind nun dabei, eine gemeinnützige Trägergesellschaft zu gründen“, erklärt Schneider die letzte Phase auf dem Weg zur staatlichen Anerkennung. Die freie Kunstakademie und ihre Studienprogramme sowie die Sommerakademie blieben bestehen. Man werde sich für die Zukunft nach Förderern und Sponsoren für die Hochschule umschauen, um auch Stipendien anbieten zu können.

„Das Personal finanzieren wir komplett selbst“, so Schneider. Vom Land erhalte die neue Hochschule kein Geld. Leitung und Dozenten werden durch Findungskommissionen mit externen Experten gesucht. Perspektivisch hat die HBK laut Schneider noch Luft nach oben: „Wenn der Bachelor einmal durch ist, könnte ein Master-Studiengang folgen.“ Als Konkurrenz zu den Design-Studiengängen an der Folkwang-Uni sieht man sich nicht. Deren Rektor Kurt Mehnert war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Vier Monate Bearbeitungszeit

Wann der Antrag auf staatliche Anerkennung eingereicht der HBK wird, konnte Stephan Schneider noch nicht sagen. Auf das Papier samt schlüssigem Finanzierungsplan wartet nun das zuständige Fachreferat im Wissenschaftsministerium. Rund vier Monate brauche man zur Bearbeitung, so ein Sprecher. Nach der Konzept- und Akkreditierungsphase sei dies nun der letzte Schritt. Also eine reine Formalie? „Mir ist kein Fall bekannt, bei dem nach erfolgter Akkreditierung die staatliche Anerkennung versagt wurde“, so der Sprecher auf NRZ-Nachfrage.

  • Infotag am 17. März
    Die Einrichtung wurde 2001 als „freie Kunstakademie AG“ gegründet und saß zu Beginn in den Hallen der Firma Colsman. Mit dem Umzug 2006 in die Gebäude der ehemaligen Zeche Prinz Friedrich benannte sie sich in „Freie Akademie der bildenden Künste“ um. Ihre Ausgründung, die HBK, wäre in NRW die fünfte Kunsthochschule – nach Düsseldorf, Münster, Alfter und Köln. Der nächste Rundgang in der fadbk ist am 15. März, ein Infotag zur neuen „Hochschule der Bildenden Künste“ findet am 17. März von 10 bis 20 Uhr statt. Internet: www.hbk-essen.de