Essen. . Noch keine Geschenkidee? Die NRZ stellt die außergewöhnlichsten Mitbringsel vom Essener Weihnachtsmarkt zusammen, die dieses Jahr guten Gewissens unter dem Christbaum landen könnten.
Zehn Tage, 240 Stunden, oder etwa 14.400 Minuten – mehr Zeit bleibt beim besten Willen nicht mehr bis zum großen Abend. Nein, der Weltuntergang ist an dieser Stelle nicht gemeint, der ist ja schließlich zwei Tage früher terminiert. Sollten wir allerdings - der Maya-Prophezeiung zum Trotz - den Tag des 22. Dezember doch unversehrt überstehen, ist die Gefahr noch längst nicht gebannt: Brechen Heiligabend doch bekanntlich Welten zusammen, wenn man das falsche, oder überhaupt gar kein Geschenk besorgt hat.
Also Hand aufs Herz: Haben Sie schon alles beisammen? Oder sollen es wieder nur die obligatorische Flasche Rotwein für Tante und ein paar Socken für Papa werden? Wer nach diesem Weihnachtsfest bei den Schwiegereltern mal (positiv) im Gedächtnis bleiben will, muss sich etwas Außergewöhnliches einfallen lassen. Oder aber die gefühlten siebenundachtzig Glühwein- und Fressbuden auf dem Weihnachtsmarkt vorübergehend links liegen lassen und mal folgende Stände aufsuchen:
Für Mutti: Ob die eigene oder eben die Schwiegermutter – mit Schmuck ist eigentlich jede Frau zu verzücken. Nun sind die Geschmäcker ja bekanntlich verschieden, außerdem will man(n) dann meist auch nicht allzu viel Geld (fehl)investieren. Der Stand vom „Kunsthandwerk Simon“ auf dem Kennedy-Platz hat augenscheinlich eine Lösung für gleich mehrere Probleme: Er fertigt Schmuck aus Besteck. Einfach die Gabel von zu Hause mitbringen (bestenfalls ohne Essensreste) – und der Kölner Familienbetrieb zaubert für rund 30 Euro ein individuelles Haushalts-, ach nee Schmuck-Utensil an. „Wer die eigene, recyclete Gabel am Handgelenk tragen will, muss eine Wartezeit bis Februar einplanen“, bedauert ein Standmitarbeiter die Auslastung . Die Auswahl an der Verkaufsbude ist aber auch vielförmig.
Präparierte Tiere und Eier des ausgestorbenen Elefantenvogels
Für Exoten: Wer einen Weihnachtsmarkt aufsucht, nur um sich einen eingerahmten 25-Euro-Hirschkäfer aus China fürs Wohnzimmer zu kaufen, ist wohl per se schon ein Exot. „Ich beschenke mich damit selbst“, freut sich eben dieser Besucher aus Velbert, der außerdem noch eine präparierte Grille ergattert hat, und die Pappschachtel stolz hoch hält. Seine Frau, die sich nach über 30 Jahren seiner Sammelleidenschaft und etlichem toten Getier an den Wänden nur noch vor lebenden Insekten fürchte, ist nicht dabei. Wäre das doch das perfekte Geschenk an ihren Mann.
„Es sind selten Sammler, eher begeisterte Kinder, die mit großen Augen stehen bleiben“, verrät Standinhaber Günter Guth. Vielleicht ein Geschenke-Geheimtipp für alle Biologie-Muffel? Das „dickste Ei“ habe er letztes Jahr an einen Niederländer verkauft: Das Ei eines um 1600 ausgestorbenen Elefantenvogels – für 1300 Euro. Sein Hinweisschild verspricht aber: „Demnächst ein anderes!“
Für Jeden: Wer nun immer noch ratlos sein sollte, womit er den Schwager, die nette Nachbarin oder den Chef auf möglichst einzigartige Weise beglücken könnte, für den hält ein Stand mitten auf dem Kennedyplatz tierisch gute Ideen bereit: Perlsacktiere. Was auf den ersten Blick nach einem Plüsch-Paradies für Kinder aussieht, überrascht bei näherer Betrachtung umso mehr. Zwar sehen die handgefertigten Stofftierchen allesamt niedlich aus, ein Blick auf ihre Namensschilder verrät aber dann ihre wahre Gesinnung:
Vom kuscheligen „Arschkriecher“ über das „Keuschheits-Gürteltier“ bis hin zum putzigen „inneren Schweinehund“ – es ist für jeden das passende Präsent dabei. „Das sind alles Unikate, kein Tier sieht aus wie das andere“, lacht Jutta Beckermann. Die Tierchen seien nur gegen eine „Adoptionsgebühr“ zu erwerben, inklusive dazugehörigem „Heimtierausweis für Perlsäcke“ von „Dr. Sack“ und seinem Team.
Jeder bleibt stehen
Für fünf Euro bekommt man schon ein Exemplar der „frisch Geschlüpften“, wahlweise Amöben, Wanzen oder Gehirnzellen im Stofftiergewand. „Das Beste an dem Stand hier ist, dass jeder, der stehen bleibt, was zu lachen hat“, erzählt Beckermann, die damit nicht nur auf Weihnachtsmärkten, sondern auf jeglichen Stadtfesten regelmäßig für stimmungsvolle Geschenke sorgt. „Wir bekommen sogar Fanpost.“
Über 200 verschiedene Adoptiv-Tiere sind bereits im Sortiment und jedes Jahr kommen einige neue dazu, auch Kundenwünsche werden berücksichtigt. Da sollte man doch noch fündig werden. Zur Not gibt’s die „Beleidigte Leberwurst“, die sollte doch unter jedem Christbaum passen.