Essen. . Die Zahl der Unfälle mit Verletzten nach Missachtung von Ampeln ist nahezu explodiert. Innerhalb eines Jahres registrierte die Polizei bei diesem besonderen Delikt 51,9 Prozent mehr Crashs mit Verletzten. „Die Unfallzahlen laufen uns weg“, sagt Dietmar Hoga, Leiter des Verkehrsdezernats.
Es sind oft nur Millisekunden, die über Leben und Tod oder die Gesundheit eines Verkehrsteilnehmers entscheiden. Unfälle nach Rotlichtverstößen auf Stadtstraßen sind dabei besonders tückisch: Sie haben mit die geringste Vorhersehbarkeit, das größte Verletzungsrisiko und – sie machen der Essener Polizei aktuell die meisten Sorgen. Es ist Alarmstufe Rot: „Die Unfallzahlen laufen uns weg“, sagt Dietmar Hoga, Leiter des Verkehrsdezernats, mit Blick auf die Statistik.
Innerhalb eines Jahres registrierte die Behörde bei diesem besonderen Delikt 51,9 Prozent mehr Crashs mit Verletzten. Eine Größenordnung, die gegen den Landestrend geradewegs auf Kollisionskurs unterwegs ist: In NRW wurden 10,8 Prozent weniger Unfälle nach Rotlichtverstößen gezählt.
Die Zahl der Verletzten stieg
Erschreckend an der hiesigen Entwicklung ist: Die Zahl der Verletzten stieg zwischen Januar und Oktober um 72 Prozent. Zuwachsraten also, die in Polizeiakten höchst selten zu finden sind. Und dabei tauchen die neun Verletzten, die ein Verkehrsunfall nach einer missachteten Ampel in den Morgenstunden des 2. Dezember auf der Gildehofstraße forderte (die NRZ berichtete), noch nicht einmal in der Rechnung auf.
Ein Toter, zwölf Schwer- und 104 Leichtverletzte in nur zehn Monaten durch ein einziges Verkehrsdelikt sind zu viel, sagt Hoga – zumal sich die Unfälle, bei denen Menschen durch unterschiedlichste Ursachen zu Schaden gekommen sind, insgesamt auf dem Niveau des Vorjahres bewegen.
Zwei Ursachen
Die Polizei hat zwei Ursachen ausgemacht und mutmaßt über eine mögliche dritte: Zum einen sind es die Linksabbiegerampeln, die bei einer möglicherweise zunehmenden Unaufmerksamkeit der Fahrer eine Gefahr an unübersichtlichen Kreuzungen darstellen. Ein Beispiel dafür ist die Steeler Straße. In Höhe des Wasserturms hielten viele Autofahrer eine grüne Ampel, die ein Abbiegen in die Kurfürstenstraße erlaubt, für das Signal: freie Fahrt auf die A40. Durch Piktogramme und neue Schilder ist „dieses Problem inzwischen gelöst“, hofft Dirk Wondorf, Unfallexperte bei der Polizei.
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Zum anderen steigt offenbar die Risikobereitschaft bei der „bewussten Spätgelb-Fahrt“, wie es Hoga formuliert: Das Gefühl anhalten zu müssen, werde „immer weiter nach hinten versetzt“, bis es den Rotlichtsünder und meist unschuldige Verkehrsteilnehmer erwischt.
Stationäre Kontrolle
Dass drittens die höhere Fahrzeugdichte zu Zeiten der A40-Sperrung mit vielen Ortsunkundigen auf den Straßen eine weitere Ursache für die eklatant gestiegenen Zahlen sein könnte, ließe sich allenfalls mutmaßen, meint Hoga: „Da wissen wir im kommenden Jahr mehr, wenn sich die Entwicklung hoffentlich wieder normalisieren sollte.“
Damit es so kommt, hofft die Polizei auf mehr stationäre Kontrolle durch die Stadt, appelliert an die Autofahrer, aufmerksamer und rücksichtsvoller zu sein und überwacht Ampeln weiter.
3000 Einsätze dieser Art wird die Behörde am Ende des Jahres gefahren und dabei einen Satz besonders häufig gehört haben: „Es war doch grün.“