Essen. Bei der RWE-Prüfstelle in Essen-Kettwig tauchen seit einiger Zeit immer mehr manipulierte Strom-Zähler auf. Doch Stromdiebstahl ist kein Kavaliersdelikt: Den Tätern drohen hohe Strafen.

In der Regel laufen Stromzähler über Jahre reibungslos. Doch im Technikcenter Zählerwesen der RWE Rhein-Ruhr Netzservice GmbH in Kettwig tauchen in den letzten Jahren immer häufiger Stromzähler auf, die manipuliert worden sind. Der Stromklau nimmt zu.

„Offensichtlich haben mehr Menschen Probleme, ihre Stromrechnung zu bezahlen“, sagt Peter Wilms, Leiter der staatlich anerkannten Prüfstelle. Der Versuch, den Verbrauch zu seinen Gunsten zu manipulieren, kann jedoch nach hinten losgehen. Der Täter macht sich strafbar.

Rund 900 Kunden pro Jahr beantragten zuletzt im RWE-Netzgebiet, dass ihr Zähler überprüft wird. Ihre Zahl hat laut RWE damit deutlich zugenommen - seit 2008 etwa um das Sechsfache. Das RWE-Netzgebiet erstreckt sich von Niedersachsen über das Münsterland, Niederrhein, Ruhrgebiet, Rheinland, Sauerland und die Eifel bis nach Rheinland-Pfalz.

Viele Kunden vertrauen offenbar ihrem Zähler nicht, wenn der eigene Stromverbrauch gestiegen ist. Doch Wilms warnt: Zwar habe jeder Kunde das Recht auf eine Überprüfung. Sollte sich jedoch herausstellen, dass er ordnungsgemäß funktioniert, muss der Kunde die Überprüfung bezahlen. Das kostet 150 Euro.

Es drohen Freiheitsstrafe oder Geldbußen

Etwa ein Drittel der überprüften Zähler ist jedoch tatsächlich manipuliert, sagt Wilms. Und der Anteil steigt. Und mit ihm auch der Erfindungsreichtum, räumt er ein. „Aber wir entdecken jeden Fall, spätestens bei der übernächsten Abrechnung“, so Wilms. Im Übrigen ziehe sich der Stromklau durch alle sozialen Schichten.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie RWE den Tätern auf die Schliche kommt. Alle will Wilms nicht verraten. Beispielsweise schaut der Netzbetreiber genauer hin, wenn ein Kunde plötzlich deutlich weniger Strom als bei den letzten Abrechnungen verbraucht. Aber auch aufmerksame Nachbarn geben hin und wieder sachdienliche Hinweise. Schließlich zahlen ehrliche Kunden für die Betrügereien mit. Viele Fälle fliegen zudem bei einem Mieterwechsel auf. Und manchmal geht ein Manipulationsversuch auch nach hinten los, indem sich der Zähler danach sogar schneller dreht.

Die RWE-Tochter bringt jeden Fall zur Anzeige, arbeitet nach eigenem Bekunden bei Ermittlungen mit der Polizei zusammen. Stromdiebstahl ist kein Kavaliersdelikt. Die Täter machen sich wegen „Entziehung elektrischer Energie“ und/oder der „Fälschung technischer Aufzeichnungen“ strafbar – beides Paragrafen im Strafgesetzbuch. Die „Entziehung elektrischer Energie“ kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder mit einer Geldstrafe geahndet werden.