Essen. . Das Hörsaalzentrum der Universität Duisburg-Essen am Standort Essen soll einen  Bogen zur  Stadt schlagen. Dafür ist die  Entwicklungsgesellschaft Uni-Viertel dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes ein gutes Stück entgegengekommen.

Meyer-Schwickerath-Straße 1 – so wird die Anschrift des neuen Hörsaalzentrums lauten. Dem bekannten Augenheilkundler, der hier zu Ehren kommt, dürfte die bauliche Entwicklung des Essener Campus allenfalls ein sekundäres Anliegen gewesen sein, zumal er seine Hauptwirkungsstätte am Klinikum hatte. Die Verantwortlichen von heute allerdings kommen mit dem Baubeginn einem lange gehegten Ziel näher: die Uni ins Uni-Viertel zu bringen.

Dass die Hochschule auch im neuen Quartier präsent sein könnte, schien lange Zeit eine unberechtigte Hoffnung. Zu hoch waren die Grundstückspreise, die die Entwicklungsgesellschaft Uni-Viertel (EGU) verlangen musste. Man sei dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes erheblich entgegen gekommen, so EGU-Geschäftsführer Dirk Miklikowski. Der Kaufpreis habe letztlich 50 Prozent unter der veranschlagten Summe gelegen. „Unsere Botschaft an Land und Uni war: Wir wollen euch gerne hier im Uni-Viertel haben.“

Streit um Architekten-Entwurf

In eineinhalb Jahren soll der Neubau den Bogen zur Stadt schlagen. Die Arbeiten waren bereits angelaufen, als der symbolische Spatenstich erfolgte. Es ist das erste Mal im Laufe des Projekts, dass man seiner Zeit voraus ist. Die Grundstückspreise waren nicht der einzige Hemmschuh, auch Unstimmigkeiten über den Architektenentwurf sorgten für Verzögerungen. Der Vorschlag aus dem Hause Funke + Popal, den der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) ohne Wettbewerb auserkoren hatte, stieß bei Fachleuten auf Skepsis. Vor allem die Fassade sei lieblos gemacht, hieß es, sie erzeuge den Eindruck, der Komplex drehe der Stadt „den Hintern zu“ – ausgerechnet.

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Beim Ortstermin mit NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze, Uni-Rektor Ulrich Radtke und Oberbürgermeister Reinhard Paß zeigten sich alle Beteiligten mit dem Entwurf versöhnt. Die Unstimmigkeiten waren zwischenzeitlich ausgeräumt worden. Vor dem Hintergrund des Streits hatte sich ein Gestaltungsbeirat gegründet, die Architekten mussten nacharbeiten.

In dem neuen Gebäude – für das der BLB zwölf Millionen Euro aufwendet, die Uni steuert vier Millionen bei – finden in zwei Hörsälen insgesamt 1250 Studenten Platz. „Das ist ein Anfang“, sagte Rektor Radtke nicht zuletzt in Richtung der Ministerin. Die Universitäten in NRW sind im Wachstum begriffen und der Verteilungskampf um die Mittel, dieses Wachstum zu bewältigen, wird zwar in freundlichen Worten ausgetragen, ist aber in vollem Gange.

39.000 Studierende

Rund 39.000 Studenten zählt die Uni Duisburg-Essen inzwischen. Im Rahmen des Hochschulpaktes hat sie sich verpflichtet, mehr Erstsemester aufzunehmen als die üblichen 4800. Zum vergangenen Wintersemester waren es etwas über 7000. Im Gegenzug für die zusätzliche Belastung, daran lassen die Verantwortlichen keinen Zweifel, erwarten sie Unterstützung – auch über die 20.000 Euro pro Extra-Student hinaus. Es gehe ja nicht nur um räumliche Kapazitäten für die Lehre, „auch für Arbeitsplätze muss Raum geschaffen werden“, so Rektor Radtke, zumal er nicht daran glaube, dass es sich bei den steigenden Zahlen um ein vorübergehendes Phänomen handelt.

Ministerin Schulze erneuerte gestern ihre Zusage, bis 2020 werde die Hochschullandschaft in NRW mit 10 Milliarden Euro bedacht. Wäre ja schön, machte Radtke deutlich, wenn davon auch ein Teil nach Essen flöße. An der hiesigen Uni hat man bekanntermaßen auch noch diesen Traum vom „Bücherturm“. Und manchmal sollen Träume ja sogar wahr werden.