Essen. . Sparen, wo es geht, ja. Aber bei der Verleihung von Ehrenring und Ehrenplakette, so hat der Ältestenrat jetzt beschlossen, soll die Stadt auch künftig keine qualitativen Abstriche machen.

Es wird gekürzt, gestutzt, gestrichen in dieser Stadt, an allen Ecken und Enden. Und manchmal selbst dort, wo sich der Eindruck aufdrängt, es wäre eher mehr Geld als weniger nötig. Kein Wunder also, dass das Rechnungsprüfungsamt hellhörig wird, wenn die Standards irgendwo zwischen Karnap und Kettwig nicht aufs notwendige Mindestmaß zurückgeschraubt werden. Sondern wo stattdessen im Angesichts von Milliarden-Schulden der Lapislazuli blau schimmert, wo 750-er Gold glänzt und 8 bis 10 Diamant-Baguettes in Platinfassungen eingelassen sind.

In dieser Form präsentiert sich bislang der Ehrenring – abgesehen vom Ehrenbürgerrecht derzeit die höchste Ehrung, mit der die Stadt aufwarten kann. Und eine Auszeichnung, von der in Essen in einem halben Jahrhundert ausgesprochen zurückhaltend Gebrauch gemacht wurde: seit seiner Einführung anno 1961 wurde der Ehrenring gerade mal neun Personen an den Finger gesteckt, „die sich um die Stadt Essen in hervorragendem Maße verdient gemacht haben“, wie es in der Satzung heißt.

Darf man da dann kleinlich sein? Darf das Amt für Repräsentation der Polit- und Verwaltungs-Spitze vorrechnen, dass der Ehrenring binnen 50 Jahren eine Preissteigerung von 265,4 Prozent erfahren hat und das letzte Exemplar, verliehen an Alt-Oberbürgermeisterin Annette Jäger, 8.985 Euro kostete, 1.213 Euro mehr als jener für den mittlerweile verstorbenen Alt-OB Peter Reuschenbach acht Jahre zuvor?

Streit ums Urheberrecht

Nun, gemessen an der Entwicklung der Kaufkraft, die sich im gleichen Zeitraum mehr als vervierfachte, wurde der Ring in fünf Jahrzehnten sogar billiger, obwohl der Goldpreis zuletzt durch die Decke ging. Aber daran liegt es nicht allein, dass der Ältestenrat dieser Tage darauf verzichtete, eine Sparversion der Ehrung einzuführen.

Denn der Ehrenring, dessen Materialien und Ausführung 1961 in einem Ortsgesetz festgelegt wurden, ist eng mit seiner Urheberin, der Goldschmiedin Beatrix Classen, verbunden. Mit ihr gerieten die Verantwortlichen vor zwei Jahren in Streit, weil die klamme Stadt den Ring bei einem preisgünstigeren Juwelier hatte fertigen wollen.

Man musste sich vom Rechtsamt belehren lassen, dass das gar nicht so einfach geht, da Frau Classen mit dem Urheberrecht auch das Recht auf Vervielfältigung zusteht. Um nennenswert Geld zu sparen, müsste also ein neuer, ein anderer Ehrenring her.

Aber bloß keine Eile: Frühere Oberbürgermeister wurden vor allem deshalb geehrt, weil sie ehrenamtlich tätig waren, diese Zeiten sind mit der geänderten Gemeindeordnung passé. Und andere Persönlichkeiten, so heißt es in dem Papier für den Ältestenrat trocken, „drängen sich (...) zzt. nicht auf“.

Die Ehrenplakette – weniger Ehre, weniger Gold

Um neben dem Ehrenring eine weitere Möglichkeit zu haben, „besondere Verdienste um die Stadt Essen“ auszuzeichnen, gibt es seit 1966 die Ehrenplakette. Sie misst 33 Millimeter im Durchmesser, ist aus Gold gefertigt und wurde bislang 119 Personen verliehen, darunter 68 langjährigen Ratsmitglieder, die mindestens 20 Jahre dem Stadtparlament angehörten. Aus Spargründen ging die Stadt vor Jahren dazu über, statt 585-er nur noch 333-er Gold zu verwenden. Dennoch stieg der Stückpreis zuletzt auf 800,60 Euro. Die Plakette nur zu vergolden, wurde jedoch abgelehnt.