Essen/Werl. Bis zuletzt hatten Angehörige und Freunde gehofft, dass Liesa S. noch am Leben ist. Nun haben sie die traurige Gewissheit: Die seit April vermisste 23-Jährige aus Werl ist tot. Ihr Leiche wurde am Wochenende am Werdener Pastoratsberg von spielenden Kindern entdeckt.

Liesa S. ist tot. Die Leiche der seit dem 16. April vermissten jungen Frau aus Werl wurde am Sonntag am Werdener Pastoratsberg von spielenden Kindern entdeckt. Bereits im Mai hatte die Polizei ihren 24-jährigen Essener Ex-Freund wegen Mordverdachts verhaftet. Trotzdem hatten Angehörige und Freunde bis zuletzt gehofft, dass Liesa S. noch am Leben sei.

Die junge Frau hatte sich im April von ihrem Freund getrennt, einem 24-jährigen Sportler aus Essen. Dennoch hatte sie sich mit ihm am Abend des 16. April in Werl-Westtönnen zu einer letzten Aussprache getroffen. Danach verschwand sie spurlos. Familienangehörige fanden am nächsten Morgen das Auto der 23-Jährigen in der Nähe der Autobahnauffahrt Werl-Süd. Ihr Ex-Freund verstrickte sich schnell in Widersprüche. Er sei mit dem Zug nach Werl gefahren und per Anhalter zurück nach Essen. Die Ermittler fanden aber heraus: Mit den Papieren des Bruders hatte er sich einen schwarzen Polo gemietet und war damit nach Werl gefahren.

Suchaktion: „Findet Liesa!“

Mit Beamten diverser Einsatzhundertschaften und unterstützt von Polizeihubschraubern suchte die Polizei in den Folgetagen nach Liesa S.. Parallel dazu entfesselten ihre Angehörigen eine der größten Internet-Medienkampagnen des Jahres. Überall in Essen hingen im Mai ihre Suchmeldungen nach der 23-Jährigen mit dem Foto, das auch den Weg in fast alle Medien bundesweit fand, weil Liesas Eltern immer wieder öffentlich um Hilfe baten mit der Botschaft: Unser Kind ist vielleicht verschleppt worden. Aber wir sind fest überzeugt: Liesa lebt noch.

Chronologie im Fall Liesa S.

Die Mordkommission der Dortmunder Polizei war zu diesem Zeitpunkt schon vom Gegenteil überzeugt. Sie hatte im Mietwagen von Liesa S.’ Essener Ex-Freund DNA-Spuren gefunden und wusste: Sie war im Kofferraum des schwarzen VW Polo mit Hamburger Kennzeichen transportiert worden. Leichenspürhunde sollen an dem Wagen ebenfalls angeschlagen haben. Am 9. Mai nahm die Polizei in Essen den 22-jährigen Bruder des Exfreundes fest. Vorwurf: Beihilfe zu einem Tötungsdelikt. Am Vormittag des nächsten Tages stellte ein Spezialeinsatzkommando (SEK) den 24-Jährigen. Noch am selben Tag verkündetet ein Haftrichter in Dortmund ihm den Haftbefehl wegen Mordes.

Kinder entdeckten am Samstagnachmittag einen Beinknochen 

Jetzt ist die Suche nach Liesa S.’ Leiche beendet. Kinder entdeckten am Samstagnachmittag in der Nähe der Jugendherberge einen Beinknochen. Die Polizei fand Sonntag früh ganz in der Nähe den skelettierten Rest der Leiche. Eine Obduktion in der Rechtsmedizin ergab gestern Nachmittag: „Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ ist die Tote aus dem Wald Liesa S.

Viele Menschen aus Werl hatten den Eltern beigestanden, sie unterstützt bei der Suche. Christoph Zeppenfeld von der St. Sebastianus Schützenbruderschaft zeigte sich „erschüttert. Wir haben immer gehofft, dass sie noch am Leben ist. Hoffentlich wird der Täter schnell überführt und gerecht bestraft".

Der Verein Rot-Weiß Westönnen hatte zu einer Hilfsaktion aufgerufen und 35.000 Euro für sachdienliche Hinweise gesammelt. Vorstandsmitglied Meinolf Westerhoff wünschte „der Familie viel Kraft“. Regina Jabs, Mutter von zwei Töchtern und einem Sohn, verteilte mit der Facebook-Gruppe („Wo ist Liesa???“) Flyer mit dem Bild der jungen Frau und ließ am Geburtstag der Vermissten, am 7. Juni 2012, auf dem Marktplatz in Werl Luftballons steigen. „Die Nachricht hat mich umgehauen“, sagte sie qam Montag. „Die Familie kann jetzt mit der Trauerarbeit beginnen.