Essen.. Voller Menschen war der Hauptbahnhof am Abend des 8. Februar 2011, als zwei türkisch-kurdische Brüder zwei syrische Brüder angriffen und vor den Augen vieler Bahnfahrer auf dem belebten Platz niederstachen. Auslöser der Attacke soll der 18-Jährige Bruder der Täter gewesen sein. Seit Montag muss er sich vor Gericht verantworten.
Die brutale Messerattacke auf Bahnsteig 7/10 des Essener Hauptbahnhofes wird vor der Jugendstrafkammer am Landgericht Essen erneut verhandelt. Diesmal geht es um den 18-Jährigen, der seine Brüder zu der Tat gegen ein syrischstämmiges Bruderpaar aufgestachelt haben soll. Er und ein 19-jähriger Freund müssen sich wegen Anstiftung und Beihilfe zur gefährlichen Körperverletzung verantworten.
Voller Menschen war der Hauptbahnhof am 8. Februar vergangenen Jahres, als um 19.30 Uhr die Brüder K., türkisch-kurdische Geschäftsleute aus dem Wasserturmviertel an der Steeler Straße, auf den Bahnsteig stürmten. Unvermittelt griffen sie die syrischen Brüder an, stachen sie vor den Augen vieler Bahnfahrer auf dem belebten Platz nieder. Die beiden Opfer wurden lebensgefährlich verletzt, konnten nur dank ärztlicher Hilfe gerettet werden.
Faustschlag vor dem Hauptbahnhof
Auslöser der Tat soll der 18-Jährige gewesen sein. Laut Anklage war er mit seinem Freund durch die City gelaufen. Auf der Kettwiger Straße in Höhe des Burgplatzes soll er die Gruppe der jungen Syrer lautstark beschimpft haben, weil er sich durch einen Blick provoziert gefühlt haben soll. Vor dem Hauptbahnhof kam es sogar zu einer ersten Schlägerei, weil nach erneuten Beleidigungen der 18-Jährige von einem der späteren Opfer einen Schlag ins Gesicht bekam und zu Boden ging. Sicherheitspersonal schlichtete, die Syrer liefen hoch zum Bahnsteig.
Wie schon auf dem Weg zum Hauptbahnhof soll der 18-Jährige seine Brüder angerufen haben. Sie sollten kommen, um ihm zu helfen und ihn zu rächen. Um 19.50 Uhr kamen sie, bewaffnet mit Messern, und stürmten hoch zum Bahnsteig. Vorneweg der 18-Jährige mit seinem Freund. Beide zeigten den älteren Brüdern, wo die Syrer saßen.
Vor dem Jugendgericht weist der 18-Jährige die Vorwürfe zurück. Er bleibt dabei: Es sollte keineswegs zugestochen, sondern nur Anzeige erstattet werden. Die Brüder hätten die Syrer zur Rede stellen sollen. Mehr nicht.
Nach einem der Opfer wird wegen Raubes gefahndet
Das Urteil des Schwurgerichtes gegen die Brüder K. ist seit wenigen Monaten rechtskräftig. Sie bekamen jeder sechs Jahre Gefängnis. Der III. Jugendstrafkammer, die seit Montag verhandelt, fehlen die syrischen Brüder, die damals als Opfer und Nebenkläger am Verfahren teilnahmen. Richter Günther Busold liest vor, dass sie damals vor Prozessbeginn insgesamt 10.000 Euro Schmerzensgeld von Familie K. kassiert hatten und deren Entschuldigung akzeptierten.
Messerstecherei in Essen
Seitdem hat sich einiges geändert. Denn Opfer Fahad A.-B. ist flüchtig, soll sich nach Syrien abgesetzt haben. Gesucht wird der 22-Jährige von der Essener Justiz mit einem Haftbefehl wegen mehrfachen Raubes. Er soll zu einer Bande gehören, die Anfang 2012 nachts Gastwirte vor deren Wohnhäusern abfing, mit Waffen bedrohte und ausraubte.
Einer seiner Mittäter bekam dafür im September zehneinhalb Jahre Gefängnis. Aber auch sein Bruder erschien am Montag nicht zu seiner Zeugenaussage als Opfer. Eine Entschuldigung gab es nicht. Jetzt lässt das Gericht nach ihnen fahnden. Fünf Prozesstage hat die Jugendkammer eingeplant.