Kray-Arena in Essen soll Lärmschutzwand erhalten - Umzug erst im März?
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Essen.. Der Aufstiegsjubel ist längst verhallt, der FC Kray aus Essen schiebt Frust, weil sich der (Lärmschutz-)Ausbau seiner Sportarena hinzieht. Die Ausbaukosten könnten sich mehr als verdoppeln. Dass die Krayer noch immer nicht an der Buderusstraße spielen können, dafür macht der Verein die Polizei verantwortlich.
Wer zu spät kommt, so lehrt ein Blick in die Geschichte, den bestraft das Leben, und manchmal liegt dies kurioserweise nicht daran, dass irgendeine Mauer im Weg steht, sondern dass sie eben n o c h n i c h t steht.
Denn das ist im Kern das Problem des FC Kray: Es fehlt ein Schutzwall. Kein antifaschistischer, sondern ein immissionsrechtlicher. Einer der es möglich macht, Heimspiele des frischgebackenen Fußball-Regionalligisten in der heimischen Kray-Arena an der Buderusstraße in Essen auszurichten, statt mit Mann und Maus dauernd ins Stadion am Uhlenkrug auszuweichen.
Man könnte, um alle Auflagen zu erfüllen, mit überschaubaren 150.000 Euro die Kray-Arena ausbauen, so versprach die Politik Anfang Juli den immer noch freudetrunkenen Krayer Fans und Verantwortlichen und erntete dabei selbst ein wenig vom Glanz des fulminanten Aufstiegs der Stadtteil-Kicker in jene Liga, in der sich auch RWE tummelt.
Das Problem unterschätzt?
Vom Kleingedruckten war in jenen Juli-Tagen allerdings nicht die Rede, dabei gehört zu einem Stadion-Ausbau eine Baugenehmigung, und da gibt es vieles, was man richtig oder falsch machen kann: „Der Bestandsschutz einer solchen Anlage ist ein hohes Gut“, gibt Detlef Robrecht, Leiter der Bauaufsicht im Planungs- und Bauordnungsamt zu bedenken. Wer daran rüttelt, muss wissen, worauf er sich einlässt – etwa auf Lärmvorschriften, die deutlich schärfer kontrolliert werden, als bei einer bestehenden Anlage.
Im Falle der Kray-Arena sind laut Gutachter zwei Lärmschutzwände vonnöten, eine etwa 30 Meter lang, eine weitere zum Tübbingweg von nicht weniger als 140 Metern, beide vier Meter hoch, mindestens. Ob noch aufgestockt werden muss, wird in den nächsten Wochen geprüft. „Wir haben dieses Problem am Anfang möglicherweise unterschätzt“, räumt Sport-Dezernent Andreas Bomheuer ein – und verwahrt sich doch gegen den Vorwurf so mancher FC-Treuen, die Stadt werfe den Kickern aus Kray gezielt Knüppel zwischen die Beine, um sich durch immer neue Zeitverzögerungen den Ausbau zu sparen. Der wird zusammen mit den Lärmschutzwänden 170.000 Euro teurer, als für die ohnehin geforderten Sicherheitsstandards – getrennte Fanblöcke, Fluchtwege et cetera – ursprünglich kalkuliert. Übertriebener Aufwand für einen Viertligisten? Günther Oberholz jedenfalls, der Präsident des FC Kray, fährt gegen den für die Sicherheit zuständigen Ersten Polizeihauptkommissar Gerd Urban schwere Geschütze auf.
Sensation perfekt: FC Kray ist in der Regionalliga!
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Die Polizei und namentlich Urban sei „sehr unnachgiebig und unkooperativ“, ärgert er sich. In Essen würde mit Blick auf die Sicherheitsauflagen eine Strenge an den Tag gelegt, die es andernorts nicht gibt. Zum Beweis führt der FC-Kray-Boss den Ligakonkurrenten VfB Hüls an, der sein Heimspiel am Samstag gegen die zweite Mannschaft des 1.FC Köln sogar auf dem Stadion-Nebenplatz austragen durfte (siehe Infobox). „Wenn so etwas möglich ist, dann kann ich doch alle verbliebenen vergleichbaren Spiele in der Kray-Arena austragen – und das sind mit Ausnahme der Partien gegen Oberhausen und Rot-Weiss Essen alle.“
Urban widerspricht – und ärgert sich darüber, dass er der Buhmann sein soll, der auf der Internetseite des Vereins als Schuldiger dafür angeprangert wird, den sportlichen und wirtschaftlichen Niedergang des FC Kray zu verantworten.
Sündenböcke gesucht
Sechs Spiele in Folge hat der Aufsteiger zuletzt verloren, steht derzeit auf einem klaren Abstiegsplatz – es hätte verwundert, wenn man sich da nicht auf die Suche nach Sündenböcken macht. Dabei stützt die Stadt den Kurs der Polizei, „wir wollen alle dem FC Kray helfen“, sagt Michael Kurtz, der Leiter der Sport- und Bäderbetriebe in Richtung Oberholz, aber der Ton ist rauer geworden.
Die Mauer, die am Spielfeldrand noch nicht steht, sie verläuft, so scheint es, inzwischen durch die Köpfe. Und es macht die Sache nicht leichter, dass Gutachten wieder geprüft werden müssen und der Lärmschutz womöglich sowieso kommen müsste, weil die heutige intensive Nutzung der Sportanlage bei den engsten Nachbarn für Proteste sorgt: „Die ersten haben schon einen Anwalt eingeschaltet“, weiß Detlef Robrecht.
Wie wieder zusammenwächst, was zusammengehört? Man könnte aufhören, sich zu gegenseitig zu beschimpfen, heißt es, man könnte mit den Nachbarn reden, dass sie unter dem Versprechen, dass allenfalls diese eine Regionalliga-Saison ohne Lärmschutz gespielt wird, bis zum Sommer 2013 noch stillhalten. Denn „die Zeit läuft uns davon”, sagt Präsident Oberholz mit Blick auf den Spielkalender, die Mauer könnte frühestens im März stehen, fünf Heimspiele wären dann noch auszutragen.
Und die Finanzierung, sagt Bomheuer, ist auch noch nicht geklärt. Immerhin, alle Parteien scheinen fest entschlossen, dem FC Kray zu helfen, kommenden Dienstag will man sich im Sport-Ausschuss des Rates einigen. Offenbar haben diesmal alle die Absicht, eine Mauer zu errichten. Ein Antrag liegt schon vor. Von den Linken.
Keine Sicherheitsbedenken: Hüls spielt auf dem Nebenplatz
Das Spiel des Krayer Ligakonkurrenten VfB Hüls gegen die Zweitvertretung des 1.FC Köln stand vor der Absage. Der Rasenplatz des Hülser Stadions war nach starken Regenfällen unbespielbar, die einzige Ausweichmöglichkeit der eigentlich Regionalliga-untaugliche Kunstrasenplatz nebenan. Der VfB teilte dies dem Westdeutschen Fußballverband mit, der wiederum, nach Rücksprache mit den Polizeibehörden in Marl, Köln und bei der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS), eine Ausnahmegenehmigung für den Nebenplatz gewährte. Die Sicherheitsbehörden hatten versichert, dass aus Köln keine Gästefans und somit auch keine Gefahren für Spieler und Zuschauer zu erwarten seien. Für Günther Oberholz und seine Krayer ein Beweis, dass Spiele gegen Vereine ohne mitreisende Fans durchaus in der „Kray-Arena“ stattfinden könnten.
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