Essen. . 42 Prozent der Befragten des NRZ-Bürgerbarometers 2012 sind mit Service der Verwaltung in Essen zufrieden. Doch es gibt auch deutliche Kritik.

Die Stadt Essen muss wegen ihres Schuldenberges sparen und kommt dabei auch nicht umhin, ihr Personal zu reduzieren. Doch wie wirkt sich das auf den Dienst des Verwaltungspersonals im Kontakt mit dem Bürger aus? Sorgen um weniger Mitarbeiter, mehr Aufgaben und eine höhere Belastung für Einbußen bei der Bürgerfreundlichkeit? Zwar stehen den Essenern weitere Einschnitte durch einen geplanten Stellenabbau wohl noch bevor, aber im NRZ-Bürgerbarometer 2012 bewerteten rund 42 Prozent der 521 befragten Essener die Verwaltung als bürgerfreundlich. Elf Prozent empfanden aber auch genau das Gegenteil.

Auf einer Skala von 1 (sehr bürgerfreundlich) bis 5 (nicht bürgerfreundlich) betrug der Durchschnittswert für die Stadtbediensteten 2,58. Das ist eine Verbesserung gegenüber dem Barometer 2010, als das Mittel 2,85 betrug. Die Bürger im Süden (2,48) sehen die Verwaltung als bürgerfreundlicher an als die im Norden (2,67). Leichte Unterschiede gibt es auch bei den verschiedenen Altersgruppen. Die 14- bis 19-Jährigen bewerten den Service am positivsten (2,48), vor allem diejenigen zwischen 40 und 49 Jahren hatten etwas auszusetzen (2, 76).

Ein Montag vor dem Amt

Und wie sieht’s vor Ort aus? Montag – an wohl keinem anderen Tag der Woche haben die Stellen der Verwaltung mehr Kundenkontakt. Das gilt besonders für die Bürgerämter. Ein Standort, wo sich vieles beantragen und beurkunden lässt, ist der städtische Komplex im Gildehofcenter an der Hollestraße 3. Dort ging die NRZ auf Stimmenfang und fragte, wie die Amtsstubenbesucher die Bürgerfreundlichkeit ihrer Stadtverwaltung und deren Sachbearbeiter empfinden. Zufrieden sind im Grunde alle gewesen, nur das Nummernziehen samt gefühlt zu langer Wartezeit bemängelten sie.

„Die Mitarbeiter waren recht freundlich und ich habe alle meine Informationen bekommen“, sagt Nilgün Celik (40). Die Holsterhauserin war zwar nur am Empfang des zentralen Bürgeramtes, aber geht zufrieden von dannen. Jens Fierek schaut eher etwas betroffen drein, aber das hat andere Gründe: Er will in die Stadtbibliothek, nur die hat montags leider zu. Persönliches Pech, könnte man sagen. Das reizt ihn aber nicht zu einer Aussage: „Ich hatte zuletzt wenig mit Mitarbeitern der Stadtverwaltung zu tun. Da will ich so kein Urteil fällen“, sagt der 32-jährige Altendorfer.

„Die sind sehr nett und helfen gerne, wenn etwas ist“, meint Alexandra Muresan aus Holsterhausen (31) schlicht. Ins selbe Horn bläst auch Meltan Eroglu (53) aus Vogelheim: „Ich bin eigentlich sehr zufrieden mit dem Service.“ Natürlich komme es manchmal aber auch auf die Tagesverfassung des jeweiligen Sachbearbeiters an. „Es war okay, ich kann nicht klagen“, sagt Sebastian Schwarz (37) aus Katernberg, während er mit Frau und Kinderwagen aus dem Amt spaziert.

Nicht immer zufrieden

Nicht ganz so einverstanden ist dagegen Friedrich Brühne (71) aus Altendorf. Er ist Vorsitzender eines Fußballclubs und hofft, dass die Stadt ihm für eine Club-Veranstaltung die Aula einer Gesamtschule zur Verfügung gestellt. „Ich finde, das Schulamt ist unmöglich. Ich warte immer noch auf eine Antwort und werde scheinbar hingehalten.“ Auch sonst sei er mit manchen Auskünften der öffentlichen Stellen nicht immer zufrieden.

„Bisher habe ich recht gute Erfahrungen gemacht. sagt Daniel Zucic (32) aus dem Nordviertel, „die Bearbeitungszeiten sind eigentlich auch okay“. Er habe zwar eine Nummer ziehen müssen, hoffe aber, dass es jetzt zügig geht.

Dass Montagvormittag der Betrieb deutlich reger ist, bemerkt auch Johanna Vaartjes. „Es ist grausam, dass man für eine Bearbeitungszeit von vielleicht gerade einmal dreieinhalb Minuten das Zehnfache warten muss“, beklagt die 88-Jährige aus Frillendorf. Das jüngere Pärchen, das nach ihr kommt, hat es wohl besser gelöst: Sie haben sich im Internet einen Termin reserviert. „Das ist sehr praktisch.“