Essen/Magdeburg. Schmuddel-SMS an eine Ex-Bewerberin aus Essen haben den Sprecher eines Ministeriums in Sachsen-Anhalt nicht nur den Job gekostet, sondern auch 1500 Euro. Nachdem das Strafverfahren gegen den Mann gegen Zahlung von 1000 Euro eingestellt wurde, erstritt die 36-Jährige am Dienstag weitere 500 Euro Schmerzensgeld.
5000 Euro Schmerzensgeld hatte Steffi Z. (Name geändert) gefordert, weil sie mit Schmuddel-SMS inklusive Penis-Fotos belästigt worden war - insgesamt 1500 Euro hat sie am Ende vor Gericht erstritten. Seit Dienstagmittag kann die Journalistin aus Essen einen Schlussstrich unter das unappetitliche Nachspiel einer Bewerbung ziehen. Ihr Zivilprozess vor dem Landgericht Magdeburg gegen den ehemaligen Sprecher eines Ministeriums in Sachsen-Anhalt endete mit einem Vergleich.
Zur Erinnerung: Im Januar hatte Steffi Z. unvermittelt SMS bekommen. Zunächst schickte ihr der unbekannte Absender Komplimente ("Du bist sehr schön"), stellte dann aber rasch anzügliche Fragen und sendete der damals 35-Jährigen am Ende gar das Bild eines - angeblich seines - erigierten Penisses zu.
Strafverfahren gegen 1000 Euro Geldbuße eingestellt
Steffi Z. erstattete Anzeige, die Polizei verortete den Absender der Schmuddel-Nachrichten in Magdeburg. Dort hatte sich die Journalistin kurz zuvor um eine Stelle bei einem Ministerium beworben. Und ihre Unterlagen hatte eben jener Mann bekommen, von dessen Handy aus nun offenbar die belästigenden Nachrichten gesendet wurden. Das Ministerium reagierte prompt - und löste den Arbeitsvertrag mit dem Sprecher sofort auf.
Strafrechtlich ist der Fall bereits seit einigen Wochen beendet: Das Verfahren gegen den Ex-Behördensprecher sei gegen die Zahlung von 1000 Euro Geldbuße an die Betroffene eingestellt worden, berichtet Steffi Z.s Anwalt Burkhard Benecken. Sie sei mit dem Ergebnis zufrieden, sagt Z. selbst. "Mir war es wichtig, dass er merkt, dass das kein Dumme-Jungen-Streich war."
Ex-Ministeriumssprecher wirkte vor Gericht "peinlich berührt"
Dabei wollte die 36-Jährige es aber nicht belassen. Sie klagte auf 5000 Euro Schmerzensgeld - und stand am Dienstag zum ersten Mal dem Absender der Penis-SMS gegenüber. Ergebnis der Zivilverhandlung: Der Beschuldigte zahlt weitere 500 Euro Schmerzensgeld, als "Vergleichssumme", wie Jurist Benecken erklärt.
"Peinlich berührt" habe der Mann beim Gang in den Gerichtssaal gewirkt, sagt Steffi Z. Es sei gut, dass die Sache nun beendet ist. Sie habe zeigen wollen, dass es sich lohnt, sich zu wehren. "Wer so ein Zeug verschickt", sagt sie, "muss auch mit den Folgen leben."
Die Konsequenzen seiner Annäherungsversuche sind für den Mann mit den 1500 Euro ohnehin wohl kaum beendet. Er hat, so berichten Steffi Z. und ihr Anwalt von der Verhandlung, bislang keine neue Arbeitsstelle finden können.