Im Ruhrgebiet. . Es hätte der Coup ihres Lebens werden können. Bei einem Banküberfall in Gelsenkirchen sollen die beiden Männer rund 130.000 Euro erbeutet haben. Ihr Pech: Ein aufmerksamer Zeuge hatte alles gesehen. Die Hetzjagd ging über vier Autobahnen. In Essen stoppten Spezialkräfte der Polizei die beiden Bankräuber.
Montagmorgen um 8.40 Uhr, kurz nach Filialöffnung, stürmten zwei maskierte Männer die Sparkasse in Gelsenkirchen-Beckhausen. Mit Schusswaffen bedrohten sie die vier Angestellten sowie eine anwesende Kundin, dann rafften die Räuber das Bargeld aus dem Schalter und dem Tresor. Rund 130.000 Euro sollen es dem Vernehmen nach gewesen sein. Die Männer flüchteten in einem schwarzen Pick-up. Ihr Pech: Ein aufmerksamer Zeuge hatte alles gesehen.
Noch während des Überfalls alarmierte der Mann die Polizei. Und schon wenig später klebte ein Streifenwagen mit Blaulicht und Sirene am flüchtenden Pick-up. Eine abenteuerliche Flucht durch das halbe Ruhrgebiet folgte. An dem Großeinsatz waren Polizeibeamte aus Gelsenkirchen, Essen, Dortmund, Oberhausen, der Autobahnpolizei und der Hubschrauberstaffel beteiligt.
Polizeihubschrauber am Himmel
Die Route der Räuber: Über die A42 flüchteten sie zunächst gen Oberhausen, sind später in Duisburg kurz runter von der Autobahn, sie ließen im Stadtverkehr keine rote Ampel aus. Immer hinterher die Streifenwagen, am Himmel kreisten zwei Polizeihubschrauber. Kehrtwende, es ging zurück auf die A42, bis Dortmund. Die Bankräuber wechselten auf die A45 Richtung Hagen und wenig später wieder auf die A40, dieses Mal in Richtung Essen. Die Verfolger immer hinterher.
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In Mülheim-Heimaterde verließ der Pick-up die Autobahn. Es ist wieder ein Versuch der Bankräuber, die Polizisten abzuschütteln. Er ging schief: Das Fluchtauto rauschte vorbei am Rhein-Ruhr-Zentrum, rein nach Essen. Auf einer Kreuzung im Stadtteil Haarzopf dann der Zugriff. Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei stoppte den Pick-up. Die Beamten überwältigten die Räuber. Es sind zwei Essener, 54 und 58 Jahre alt.
Die Strategie der Polizei ist aufgegangen
Glückliches Ende einer spektakulären Jagd: Ersten Erkenntnissen zufolge wurde niemand verletzt – weder bei dem Überfall noch bei der Verfolgung der Täter. Die Ermittler in Gelsenkirchen gaben sich gestern zugeknüpft. Ob die Waffen der Räuber scharf waren? Ob es sich bei den Festgenommenen um „alte Bekannte“ der Polizei handelt? Ein Behördensprecher wollte keine Angaben machen: „Die Ermittlungen dauern an.“
Fest steht: Die Strategie der Polizei ist aufgegangen. Anders als früher üblich, wechseln sich die Streifenwagen bei Verfolgungsfahrten nicht mehr unbedingt ab, stattdessen klebt mindestens ein Einsatzfahrzeug (Polizeisprache: „Klettenwagen“) auf Sichtkontakt immer hinter den Flüchtenden. Warum aber wurde der Pick-up nicht früher gestoppt, etwa durch ausgelegte Nagelgurte? „Die Kollegen wägen bei solchen Einsätzen ab, wie sehr andere Verkehrsteilnehmer gefährdet sind“, sagt Stephan Hegger von der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Ein Zugriff bei hohem Tempo auf einer vielbefahrenen Autobahn ist heikel. Besser sei es - wie gestern geschehen - auf eine günstige Gelegenheit zu warten. Hegger: „Irgendwann werden die Täter müde, irgendwann machen sie Fehler.“
SEK fasst Bankräuber in Essen