Essen.. Schnarchen und Atemaussetzer im Schlaf waren Thema beim Medizinforum der WAZ. Eine Atemmaske kann Linderung bringen. Es gibt aber auch Moderneres
Seit 16 Jahren kann Kurt Gethmann wieder ruhig und ohne Unterbrechung schlafen. „Das ist wunderbar, ich kann gar nicht sagen, wie glücklich ich darüber bin“, sagt er. Schnarchen mit Atemaussetzern hat ihn jahrelang um den Schlaf gebracht, „bis ich vor Müdigkeit auf der Autobahn kurz eingenickt bin“. Der Hausarzt schickte ihn ins Schlaflabor; dort war die Diagnose schnell gestellt und auch die Therapiemöglichkeit gefunden: Eine CPAP-Maske, die die Atemwege freihält. Seitdem trägt er sie jede Nacht, „auch im Urlaub“, wie Gethmann, Mitglied der Essener Selbsthilfegruppe Schlafapnoe/Atemstillstand den Besuchern im vollbesetzten Saal des Alfried Krupp Krankenhauses erzählt.
Dorthin hatte die WAZ jetzt zu ihrem Medizinforum geladen, um mit Fachärzten und Betroffenen über Ursachen, Diagnose und Therapiemöglichkeiten von Schnarchen und Schlafapnoe zu informieren. Schon bei der Einführung durch Michael Schäfer, Pneumologe und Leiter des Schlaflabors im Alfried Krupp Krankenhaus, wird klar, dass es zwei Gründe gibt, die schnarchende Menschen zu ihm führen: „Zum einen ist es der soziale Leidensdruck, zum anderen die gesundheitliche Gefährdung.“
Denn neben der Ruhestörung, besonders für den Partner – intensive Schnarcher kommen schon mal auf 85 Dezibel – sind es vor allem die Atemaussetzer, die gefährlich werden können. „Die Patienten sind ständig müde, gereizt, unausgeglichen, aggressiv und, das ist am gefährlichsten, sie fallen oft in einen Sekundenschlaf.“
Noch schlimmer sind die Folgeschäden: Oft leiden die Betroffenen unter hohem Blutdruck, der wiederum kann zu Schlaganfällen und Herzinfarkten führen. Um dieses Risiko zu minimieren, so der Schlafmediziner, seien die Krankenkassen bereit, die relativ hohen Kosten für eine Untersuchung im Schlaflabor und die dauerhafte Versorgung mit einer Maske zu tragen.
Die Maske ist dann auch das Stichwort für die Zuhörer: Ein Gast berichtet von seiner Nasenmaske, mit der es ihm nicht möglich sei, in Seitenlage zu schlafen. Ein anderer Betroffener möchte wissen, ob er ohne gesundheitliches Risiko für zwei Wochen auf seine Maske verzichten könne.
Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Masken, „die richtige zu finden, ist nicht immer einfach“, sagt Schäfer. Sie funktionieren wie ein umgekehrter Staubsauger und blasen kontinuierlich Raumluft in die Nase des Schläfers. Dadurch wird der Rachen aufgeblasen und die Enge überwunden. Hat man eine geeignete Maske gefunden, sollte man sie ständig tragen. „Sobald Sie die Maske absetzen, sind die Beschwerden zurück.“
Es gibt zwölf Operationsmethoden
In den letzten 16 Jahren, so Kurt Gethmann, haben sich die Geräte enorm verbessert. „Sie wiegen kaum mehr über ein Kilo und sind sehr leise.“ Trotzdem haben viele Patienten Probleme beim Tragen, empfinden es als störend. „In Essen haben ca. 50 000 Menschen eine Maske, aber nur jeder zweite benutzt sie auch“, weiß Schäfer.
Aber es gibt noch andere Therapiemöglichkeiten bei störendem Schnarchen und Schlafapnoe, wie Winfried Hohenhorst berichtet. Der Chefarzt der HNO-Klinik im Krupp-Krankenhaus beeindruckt mit anschaulichem Filmmaterial: Eine Minikamera, in die Kehle des Schnarchers eingeführt, zeigt die unterschiedlichsten Ursachen des Schnarchens. Mal sind es geschwollene Mandeln, die die Luftwege verengen, mal ist es erschlaffte Muskulatur, die dazu führt, dass die Zunge nach hinten fällt und die Atemwege versperrt. „Manchmal hilft schon eine Oberkörperhochlage, um die Beschwerden zu vermindern“, so der Mediziner.
Zwölf verschiedene Operationsmöglichkeiten gibt es inzwischen; ob sie die Beschwerden beseitigen können, hängt von der Diagnose ab. Ein brandneues Verfahren ist die Stimulation des Zungennervs durch das operative Einsetzen eines Schrittmachers „Das ist eine vielversprechende Methode gegen Schlafapnoe, die allerdings erst an 120 Patienten weltweit durchgeführt wurde, unter anderem auch bei uns“, sagt Hohenhorst.
Trotzdem sei die Maske das Therapiemittel der ersten Wahl. Warum das so ist, möchte ein Besucher wissen. „Jede Operation ist unumkehrbar, zudem ist das neue Verfahren sehr teuer und wird von den Kassen nicht übernommen“, so Hohenhorst.