Essen. Wegen eines brutalen Raubs müssen sich jetzt vier Männer for dem Essener Jugendgericht verantworten. Sie sollen Teil einer Gruppe sein, die mit einem hinterhältigen Trick zwei Autokäufer in einen Hinterhalt gelockt hatte. Statt eines Autos erwartete die Interessenten ein Überfall.
Ein Schnäppchen sollte es sein, dieses Autoangebot aus dem Ruhrgebiet: 18 500 Euro für einen erst zwei Jahre alten Audi A 6 Avant. Doch die Kaufinteressenten aus Hessen erwartete in Herne ein Empfangskomitee mit Messer und Baseballschläger. Vier der mutmaßlichen Räuber müssen sich seit Montag vor dem Essener Jugendschöffengericht verantworten.
„Rip-Deal“ heißt das kriminelle Autogeschäft im Jargon der Ermittler. Zwei erwachsene Komplizen sind wegen der Tat bereits vom Bochumer Landgericht zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Der Prozess gegen die vier 20 bis 22 Jahre alten Essener findet jetzt vor dem Jugendgericht ihres Heimatortes statt.
Eine Straftat, die durch das Internet begünstigt wird, denn dort lässt sich der Urheber eines Autoinserates nicht so leicht ermitteln wie bei einer Zeitungsanzeige. „Notverkauf, Notverkauf“ las ein Pärchen aus Hessen Mitte Oktober 2010 auf der Internetbörse „autoscout24“. 18 500 Euro für einen Audi A 6 Avant erschien ihnen so günstig, dass sie am 15. Oktober nach telefonischer Absprache mit dem Bargeld zum vereinbarten Treffpunkt in Herne fuhren. Um 21 Uhr sollten sie auf dem Lidl-Parkplatz an der Hammerschmidstraße auf die Verkäufer treffen.
Gruppe von Menschen mit Messer und Baseballschläger
Etwa zeitgleich versammelten sich in Essen-Kray laut Anklage rund zehn junge Leute auf einem Tankstellengelände in der Nähe der A 40-Auffahrt. Einer fuhr einen Fünfer-BMW, ein anderer einen Daimler. Bewaffnet mit Baseballschläger und Messer sollen sie losgefahren sein. In Herne angekommen, fuhr nur noch ein Wagen zum Lidl-Parkplatz, ein Insasse des anderen Wagens sollte Schmiere stehen.
Zunächst dirigierten die Täter das Auto der Hessen zu einem abgelegenen Parkplatz an der Emscherstraße. Dort soll einem der beiden direkt ein Küchenmesser an den Hals gehalten worden sein. Danach bekam er Schläge mit dem Baseballschläger ab.
Schließlich sagte er unter diesem Druck, das Geld befinde sich im Kofferraum. Voller Freude nahmen die Räuber daraus eine Sporttasche mit, nicht ahnend, dass darin nur Kleidungsstücke und 30 Euro lagen. Die 18 500 Euro Bargeld blieben unangetastet in der Mittelkonsole des Autos.
Weil die Hessen mittlerweile geflüchtet waren und die Polizei informiert hatten, kam es schnell zu ersten Festnahmen. Die jetzt Angeklagten, meist ohne Beruf und mit multikulturellem Hintergrund, kennen die Strafjustiz bereits, haben zum Teil Vorstrafen wegen Gewaltdelikten. Zwei schweigen vor Gericht, die anderen wollen entweder nur Schmiere gestanden oder in Herne nichtsahnend nur eine Zigarette geraucht haben.