Essen. Ein räuberisches Trio in Essen hatte es auf hilflose Seniorinnen abgesehen. 17 Mal schlugen die Täter in den vergangenen Wochen zu. Alten Damen rissen sie bei blitzschnellen Überfällen die Goldketten direkt vom Hals. Jetzt ist der Polizei der Durchbruch gelungen: Drei mutmaßliche Täter sitzen in Untersuchungshaft.

Erfolg für die Ermittlungsgruppe Jugend der Polizei: Nachdem ein räuberisches Trio in Essen wochenlang hilflose Seniorinnen auf offener Straße überfallen hat, sitzen jetzt drei mutmaßliche Täter in Untersuchungshaft. Abgesehen hatten es die Täter in allen Fällen auf den Halsschmuck der älteren Damen. Ohne Vorwarnung rissen sie die kostbaren Ketten ihren Opfern direkt vom Hals. Nach dem Übergriff verschwanden sie blitzschnell mit ihrer Beute.

17 Überfälle auf überwiegend ältere Damen hat es seit Ende Juli gegeben. Die Polizei vermutet, dass die Dunkelziffer noch höher liegt, weil die Seniorinnen solche Angriffe häufig aus falscher Scham nicht zur Anzeige bringen.

Die Ermittlungen waren für die Polizei zunächst eine große Herausforderung. Die Täterbeschreibungen der geschockten Opfer waren waren meist recht spärlich. Eines aber gaben alle Frauen zu Protokoll: Die Räuber sehen sehr jung aus.

Opfer aus Borbeck, Frohnhausen, Bergeborbeck und Bocholt

Schnell zeigte sich, dass manche Stadtteile besonders oft von den Tätern heimgesucht wurden. Während die Beraubten in Borbeck und Frohnhausen regelmäßig von einem Einzeltäter sprachen, gaben Opfer aus Bergeborbeck und Bochold an, dass es sich um ein Duo gehandelt habe.

In Borbeck und Frohnhausen war der Täter oftmals mit der Straßenbahn unterwegs. Offenbar hatte er sich seine „Kundschaft“ schon in der Bahn ausgesucht. Nach Verlassen der Straßenbahn heftete sich der Räuber seinen Opfern an die Fersen und verfolgte sie nach Hause. Vor der Haustür oder im Treppenhaus griff er dann zu. Blitzschnell riss er ihnen - häufig von hinten - die Kette vom Hals und verschwand.

In Bergeborbeck dagegen wurden die Damen auf offener Straße angegriffen. Rund um die Haus-Berge-Straße schlugen die Täter zu. In gebrochenem Deutsch sprachen sie die Frauen an und fragten beispielsweise nach dem Weg. Als sie antworteten, nutzten die Langfinger den kurzen Moment der Ablenkung, griffen sich den Schmuck und liefen davon.

Polizei in Alarmbereitschaft

Angesichts der vielen Straftaten war die Polizei in Alarmbereitschaft. Zwei Wochen lang ermittelten und observierten die Beamten von morgens bis abends mit Unterstützung von Mülheimer Polizisten und der Essener Wachen in den Stadtteilen.

Vor einer Woche, am 7. August, erwischten die Fahnder in der Frintroper Bandstraße einen Tatverdächtigen. Der Mann hatte direkt vor den Augen der Zivilpolizisten einen Überfall begangen. Die Überprüfung seiner Personalien zeigte, dass der 33-Jährige als Tourist in Deutschland ist und keinen festen Wohnsitz hat.

Opfer vom Fenster aus beobachtet

Nach diesem ersten Erfolg schaute sich die Polizei verstärkt im Großraum Bergeborbeck um, wo den Ermittlern am 11. August der zweite große Fang gelang. Nach drei versuchten Überfällen in der Mittagszeit gingen den Beamten in der Haus-Berge-Straße zwei junge Männer (23 und 24 Jahre alt) ins Netz. Auch sie sind nicht in Deutschland gemeldet, wohnen aber in direkter Nähe der Tatorte. Ihre Opfer haben sie teilweise von ihrem Fenster aus beobachtet. Wenn sie ein Opfer im Blick hatten, verließen sie ihr Haus und überfielen das Opfer – alles innerhalb weniger Minuten. Anschließend zogen sich die Täter etwas anderes an und versteckten sich in der Wohnung. Erst für die nächste Tat gingen sie wieder auf die Straße.

Den geklauten Schmuck haben sie verkauft

Als die Polizei das räuberische Trio verhörte, gaben die Männer direkt einige Taten zu. Alle Festgenommenen sind aktuell in Untersuchungshaft. In den nächsten Tagen werden sie weiter vernommen. Den geraubten Schmuck der alten Leute hatten sie bereits unmittelbar nach den Überfällen an bekannte Landsleute verkauft.

Die Polizei sucht noch nach weiteren Opfern, die von dem Trio überfallen wurden. Melden sollen sie sich unter Tel. 0201 / 82 90.